Haitis Präsident Moïse bricht nach Woche gewaltsamer Proteste sein Schweigen
Nach einer Woche gewaltsamer Proteste und Rücktrittsforderungen hat Haitis umstrittener Präsident Jovenel Moïse sein Schweigen gesprochen. In einer am Donnerstagabend ausgestrahlten Fernsehansprache warnte Moïse, er werde das Land nicht "bewaffneten Gangs und Drogenhändlern" überlassen. Einen Rücktritt lehnte der Staatschef entschieden ab: Frühere Übergangsregierungen hätten dem Karibikstaat "Katastrophen und Unordnung" gebracht. Er rief die Opposition zum Dialog auf und kündigte ein "Maßnahmenpaket" für die Bevölkerung an.
Nahezu zeitgleich riefen die USA alle nicht dringend in dem verarmten Karibikstaat benötigten Diplomaten zurück. Das US-Außenministerium sprach von "gewaltsamen und unvorhersehbaren Demonstrationen" in der Hauptstadt Port-au-Prince und in anderen Landesteilen. US-Bürger wurden davor gewarnt, nach Haiti zu reisen.
In dem Land sind bei gewaltsamen Protesten in den vergangenen Tagen sieben Menschen getötet worden. Demonstranten fordern einen Rücktritt des seit zwei Jahren regierenden Präsidenten. Angeheizt wurde die Wut durch einen Rechnungshof-Bericht, der Missmanagement von zahlreichen Ex-Ministern und Regierungsvertretern sowie eine mögliche Veruntreuung bei Milliarden-Hilfskrediten aus Venezuela offenlegte.
Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Verschärft wurde die Lage durch ein verheerendes Erdbeben im Januar 2010, bei dem etwa 200.000 Menschen ums Leben kamen. Die Bevölkerung leidet unter Massenarbeitslosigkeit und einer hohen Inflationsrate.
(T. Jones--BTZ)