Ein Hauch von Demokratie bei der ersten Wahl des Schura-Rates in Katar
Im reichen Golfemirat Katar ist am Samstag ein Bruchteil der Bevölkerung zur Wahl des Schura-Rats aufgerufen gewesen, der den Monarchen Tamim bin Hamad al-Thani bei seiner Politik berät. Gewählt wurden erstmals 30 Mitglieder des Gremiums, die 15 weiteren Mitglieder des Schura-Rates werden nach wie vor vom Emir ernannt. Rund ein Jahr vor der Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist die Führung des Landes um ein gutes Image auch im Ausland bemüht.
Es wird nicht erwartet, dass die Abstimmung das Machtgefüge in der absoluten Monarchie bedeutend verändern wird. Politische Parteien sind in Katar verboten und ein Parlament gibt es nicht. Für den Schura-Rat bewarben sich 284 Kandidaten. Bis zum frühen Nachmittag hatten sich mehr als einhundert Bewerber aus dem Rennen zurückgezogen, um anderen den Vortritt zu lassen.
Der Schura-Rat billigt den Haushalt, kontrolliert die Minister und kann neue Gesetze vorschlagen, das letzte Wort hat aber immer der Emir. Die Wahl des Gremiums sollte eigentlich schon 2007 stattfinden, sie wurde aber immer wieder verschoben. Bisher gab es in dem Golfemirat nur Kommunalwahlen und Verfassungsreferenden.
Unter den Kandidaten waren nur 28 Frauen. Kandidieren und abstimmen dürfen nur Katarer, deren Vorfahren schon 1930 Staatsangehörige waren. Allerdings haben nur rund 330.000 der insgesamt 2,5 Millionen Einwohner des Landes die katarische Staatsbürgerschaft.
Die Bewohner des Emirats betraten die Wahllokale in traditioneller Kleidung. Die ersten Ergebnisse sollten am Abend nach der Schließung der Wahllokale um 17.00 Uhr MEZ bekanntgegeben werden.
Die Führung von Katar sei sehr darauf bedacht, dass die Wahl vor der Fußball-WM "positive Aufmerksamkeit" auf das Land ziehe, sagte Luciano Zaccara, ein auf die Golfregion spezialisierter Experte der Universität von Katar.
Bei den Wahlveranstaltungen wurde die Außenpolitik ebenso ausgeklammert wie die Staatsform Katars. Die Kandidaten sprachen eher über gesellschaftliche Frage wie die Gesundheit, die Erziehung und die Bürgerrechte. Die Kandidaten mussten vorab mitteilen, welche Ereignisse sie im Zusammenhang mit der Wahl planten und wer dort sprechen würde.
Katar ist der weltweit größte Produzent und Lieferant von Flüssiggas.
(O. Joergensen--BTZ)