
Angst vor weiterer Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern

Israelische Luftangriffe gegen den Gazastreifen haben am Freitag die Angst vor einer weiteren Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern wachsen lassen. Die Angriffe waren laut israelischer Armee eine Reaktion auf aus dem Palästinensergebiet abgeschossene Raketen. Militante Palästinenser wiederum bezeichneten die Raketenabschüsse als "Teil einer Botschaft" infolge der vorherigen tödlichen Razzia der israelischen Armee gegen Palästinenser im besetzten Westjordanland.
Nach der Tötung von zehn Palästinensern im Westjordanland am Donnerstag führte Israel am Freitag mehrere Luftangriffe gegen den Gazastreifen aus. Ziele seien eine "unterirdische Raketenproduktionsstätte" der radikalislamischen Hamas und eine Militärbasis im Norden des Gazastreifens gewesen, die von der militanten Palästinensergruppe genutzt werde, erklärte die Armee.
Die Raketen aus dem Gazastreifen wurden laut Israel vom Luftabwehrsystem des Landes abgefangen. Verletzte wurden nicht gemeldet. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für die Angriffe aus dem Gazastreifen. Später teilte die radikale Gruppierung Islamischer Dschihad mit, die Raketen seien "Teil einer Botschaft" gewesen, um zu zeigen, dass "palästinensisches Blut nicht billig sei".
Sowohl der Islamische Dschihad als auch die Hamas hatten Vergeltung geschworen, nachdem die israelische Armee zuvor im Westjordanland zehn Menschen getötet hatte.
Bei einer israelischen Razzia im Flüchtlingslager Dschenin waren am Donnerstag neun Menschen getötet worden. Die israelische Armee sprach von einer "Anti-Terror-Operation". Die Palästinenser warfen der Armee vor, absichtlich Tränengas in die Kinderstation eines Krankenhauses geschossen zu haben. Israel bestritt dies.
Eine so hohe Opferzahl bei einem einzigen israelischen Einsatz im Westjordanland hat die UNO seit Beginn ihrer Zählungen im Jahr 2005 noch nicht festgehalten. Zudem wurde am Donnerstag ein Mann dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge von israelischen Soldaten in al-Ram nahe Jerusalem getötet.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sich am Donnerstag angesichts der hohen Opferzahl im Onlinedienst Twitter "besorgt". Er fügte hinzu, Israel habe "das Recht, seine Bürger vor Terrorismus zu schützen - in angemessener Weise und im Einklang mit internationalem Recht". Deeskalation und Dialog zwischen Israelis und Palästinensern seien nun "wichtiger denn je", schrieb Seibert.
Mit den Todesopfern von Donnerstag stieg die Zahl der in diesem Jahr getöteten Palästinenser im Westjordanland auf 30. Die meisten von ihnen wurden bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee erschossen.
M. Taylor--BTZ