Berliner Tageszeitung - Syrische Truppen vertreiben letzte Terroristen aus Hochburg vor Damaskus

Börse
Euro STOXX 50 0.69% 4315.05
DAX 0.68% 15628.84
SDAX 0.28% 13155.25
MDAX 0.74% 27662.94
TecDAX 0.05% 3325.26
Goldpreis -0.54% 1987 $
EUR/USD -0.57% 1.0847 $

Syrische Truppen vertreiben letzte Terroristen aus Hochburg vor Damaskus




Syrische Truppen vertreiben letzte Terroristen aus Hochburg vor Damaskus

Die syrische Regierung hat die letzten Rebellen aus ihrer Hochburg vor den Toren von Damaskus vertrieben: Regierungstruppen brachten nach russischen Angaben vom Donnerstag die Stadt Duma und damit die gesamte Region Ost-Ghuta unter ihre Kontrolle. US-Präsident Donald Trump schwächte unterdessen seine konkrete Drohung vom Vortag wieder ab: Ein Militärschlag gegen Syrien als Vergeltung für den Giftgasangriff auf Duma könne "sehr bald oder überhaupt nicht so bald" erfolgen, erklärte er.

Die letzten in Duma verbliebenen Kämpfer übergaben ihre schweren Waffen an die russische Militärpolizei, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Der Anführer der Gruppe Dschaisch al-Islam, Issam Buwaidani, habe zusammen mit tausenden anderen Kämpfern und deren Angehörigen die Enklave in Richtung Norden verlassen.

Damit endet eine der blutigsten Schlachten im Syrienkrieg. Allein seit Beginn einer Offensive Mitte Februar wurden bei den Gefechten mindestens 1600 Zivilisten getötet.

Dschaisch al-Islam hatte Duma jahrelang kontrolliert und sich zunächst gegen ein von Russland vermitteltes Abkommen gesperrt, in dessen Rahmen andere Rebellengruppen in den Norden Syriens abziehen konnten. Mit der Übergabe ihrer schweren Waffen gab die Gruppe nun aber offenbar auf.

Textgröße:

Das Abkommen war am Wochenende nur wenige Stunden nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff auf Duma erzielt worden, für den der Westen Syriens Machthaber Baschar al-Assad und seinen Verbündeten Russland verantwortlich macht.

Die russische Armee bestreitet aber einen Zusammenhang zwischen dem Abkommen und dem Giftgasangriff auf die letzte von Rebellen gehaltene Enklave. Vielmehr wirft sie der syrischen Zivilschutzorganisation der Weißhelme vor, den Angriff inszeniert zu haben.

Trump hatte am Mittwoch mit markigen Worten einen Raketenangriff der US-Streitkräfte in Syrien angekündigt und dabei Russland vor einer Unterstützung des syrischen Machthabers gewarnt. Eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

"Alle Optionen liegen auf dem Tisch", sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses. Am Donnerstagmorgen relativierte dann auch Trump seine Drohung: Ein Angriff "könnte sehr bald oder überhaupt nicht so bald" erfolgen, erklärte er auf Twitter.

Auch Frankreich erwägt einen Militärschlag: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht Assad für den jüngsten mutmaßlichen Giftgasangriff verantwortlich und erklärte, für den Einsatz von Chemiewaffen durch die syrische Regierung gebe es einen "Beweis". Er kündigte erneut eine Reaktion Frankreichs an, ohne sich jedoch auf einen Zeitraum festzulegen.

Assad warnte angesichts der Drohungen des Westens mit einem Angriff vor einer weiteren Destabilisierung der gesamten Konfliktregion. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beriet in einem Telefonat mit Macron über den Konflikt. Dabei drückten beide ihre "gemeinsame Sorge über den jüngsten Giftgaseinsatz und über eine drohende Erosion der internationalen Ächtung von Chemiewaffen" aus, wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin mitteilte. Die britische Premierministerin Theresa May berief für Donnerstag eine Sondersitzung ihres Kabinetts ein.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich "tief beunruhigt" über die Spaltung des Sicherheitsrates in der Syrien-Frage. Die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates müssten dafür sorgen, dass die "Situation nicht außer Kontrolle" gerate, forderte er.

Der russische General Juri Jewtuscenko erklärte, die syrische Fahne auf einem Gebäude in Duma bedeute, dass die syrische Regierung "die Kontrolle über diese Stadt und folglich über ganz Ost-Ghuta hat". Bewohner der Stadt Duma bestätigten gegenüber BERLINER TAGESZEITUNG, dass die Flagge der syrischen Regierung auf der zentralen Moschee der Stadt gehisst worden sei. Das Gebäude wurde auch als Büro des von der Opposition geführten Stadtrats genutzt. Den Bewohnern zufolge wurde die Flagge nach einem Streit und Schüssen aber wieder eingeholt.

(N. Lebedew--BTZ)