Laschet drängt auf Entscheidung des CDU-Vorstands noch am Montag
CDU-Chef Armin Laschet will noch am Montag eine Entscheidung des Bundesvorstands seiner Partei über die Frage der Kanzlerkandidatur herbeiführen. In der Sitzung des Spitzengremiums wies Laschet am Montagabend Forderungen nach einer Verschiebung der Entscheidung in die Bundestagsfraktion und an die Kreisvorsitzenden zurück, wie AFP aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Laschet habe entgegnet: "Wir sollten heute entscheiden, wie wir es uns am Anfang vorgenommen haben."
In der Sondersitzung des Vorstands hatte Laschet zuvor seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur bekräftigt und seine Kritiker aufgefordert, aus der Deckung zu kommen. "Ich ermutige Euch zu einer offenen Debatte", sagte Laschet laut Teilnehmern vor dem CDU-Spitzengremium in der Frage, ob die Union mit ihm oder CSU-Chef Markus Söder bei der Bundestagswahl antreten soll. In dieser Debatte müsse es um die Frage gehen, wer der bessere Kanzlerkandidat für die Union sei.
Im Vorstand habe es mehr als 40 Wortmeldungen gegeben, hieß es gegenüber der Nachrichtenagentur AFP aus Teilnehmerkreisen. Laschet liege dabei bei der Zahl der Wortmeldungen zu seinen Gunsten vor jenen zugunsten Söders. Viele Redner hätten hervorgehoben, dass Söder in der Präferenz der Parteibasis zwar vorne liege - dass sie selbst aber von Laschet überzeugt seien, hieß es von Teilnehmern.
Laschet bezeichnete es als "sehr wichtiges Signal", dass sein CSU-Rivale Söder am Montag klar gemacht habe, dass er ein eindeutiges Votum des CDU-Bundesvorstands akzeptieren werde, wie Teilnehmer gegenüber AFP berichteten. Viele Mitglieder hätten ihm in den vergangenen Tagen gesagt: "Du musst stehen", und sie hätten ihn ausdrücklich unterstützt, sagte Laschet demnach.
Der CDU-Chef habe in der digitalen Schalte noch einmal betont, dass er für die Kanzlerkandidatur der Union zur Verfügung stehe - jetzt müssten die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Meinung sagen.
Unterstützung bekam Laschet nach AFP-Informationen unter anderem von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und CDU-Vizechefin Julia Klöckner. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach sich demnach dagegen für CSU-Chef Söder aus. Berlins Landeschef Kai Wegner forderte demnach eine Entscheidung in der Bundestagsfraktion und von Kreisvorsitzenden, was aber auf Laschets Widerspruch stieß.
Kramp-Karrenbauer etwa habe sich klar für Laschet als Kanzlerkandidat ausgesprochen und gefordert, dass der CDU-Bundesvorstand "seine Verantwortung wahrnehmen" müsse. Die Menschen im Land erwarteten, dass sich die CDU nun entscheide, sagte die frühere CDU-Chefin laut Teilnehmern.
Günther wurde mit den Worten zitiert: "Der Parteivorsitzende ist ein hervorragender Kanzlerkandidat für uns." Der Bundesvorstand habe sich vergangene Woche aus guten Gründen für Laschet ausgesprochen, dies müsse gelten. Weiter sagte der Ministerpräsident laut Teilnehmern: "Armin Laschet strahlt das aus, was wir in diesen Zeiten brauchen."
Klöckner habe im Bundesvorstand von einer Landesvorstandssitzung in Rheinland-Pfalz berichtet, die ein eindeutiges Meinungsbild für Söder abgegeben habe - es sei aber kein Votum gewesen. Sie verwies zugleich darauf, dass sich die CDU erst vor kurzem bei der Wahl des neuen Parteivorsitzenden klar für Laschet ausgesprochen habe. Präsidiumsmitglied Norbert Röttgen plädierte dafür, am Montagabend noch keine Entscheidung zu treffen.
(H. Müller--BTZ)