UN-Bericht: Corona-Krise treibt mehr Menschen zum Drogenmissbrauch
Die Corona-Krise treibt laut einem UN-Bericht mehr Menschen zum Drogenmissbrauch. Durch die Pandemie verstärkte Faktoren für Drogensucht wie Ungleichheit, Armut und psychische Probleme würden die Lage voraussichtlich "auf Jahre hinaus" verschlimmern, warnt das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in seinem Weltdrogenbericht 2021, der am Donnerstag in Wien vorgestellt wurde. Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise drohe zudem der illegale Anbau der Heroin- und Kokainrohstoffe Schlafmohn und Koka zuzunehmen.
In der Corona-Krise habe der Missbrauch von Medikamenten als Droge zugenommen, heißt es in dem UN-Bericht. Außerdem hätten die meisten UN-Staaten eine Zunahme des Cannabis-Konsums registriert. Die durchaus existierenden Risiken dieser Droge würden ohnehin zunehmend geringer eingeschätzt.
Bei Drogen, die "typischerweise in sozialen Kontexten" konsumiert würden wie Kokain, habe der Konsum hingegen abgenommen. Dem Bericht zufolge konsumierten weltweit rund 275 Millionen Menschen Drogen, 2018 waren es noch 269 Millionen.
Das UNODC hält fest, "dass die Drogenmärkte ihre Aktivitäten nach der anfänglichen Unterbrechung zu Beginn der Pandemie schnell wieder aufgenommen haben". Afghanistan, aus dem mehr als 80 Prozent der weltweiten Schlafmohn-Produktion stammen, meldete demnach, dass die für den illegalen Anbau des Drogenrohstoffs genutzten Fläche 2020 um 37 Prozent gewachsen sei. Obwohl der internationale Flugverkehr durch die Pandemie weitgehend lahmgelegt wurde, habe der internationale Schmuggel illegaler Drogen weiter zugenommen, heißt es im Jahresdrogenbericht weiter.
Vor der Pandemie hatte die weltweite Kokain-Produktion bereits deutlich zugenommen: Zwischen 2014 und 2019 verdoppelte sie sich und erreichte einen neuen Höchststand von schätzungsweise 1784 Tonnen. Die Vertriebswege für die Kokain-Lieferungen nach Europa wurden laut aktuellem UNODC-Jahresbericht weiter ausgebaut, so dass die Droge billiger geworden sei.
Mittlerweile seien vermehrt kleine Banden, darunter einige aus dem Balkan, am Kokain-Handel in Europa beteiligt. Dies habe zu "verstärktem Wettbewerb und verstärkter Effizienz" geführt, heißt es in den Bericht.
Weltgrößter Kokain-Produzent ist weiterhin Kolumbien. Allerdings ging die dortige Koka-Produktion dem Bericht zufolge 2019 erstmals seit sechs Jahren nennenswert zurück. Auf globaler Ebene trug dies zu einem Rückgang des Koka-Anbaus um fünf Prozent bei.
Für den Weltdrogenbericht trägt das UNODC eigene Informationen, Behördenangaben der UN-Mitgliedstaaten, öffentlich zugängliche Analysen und Berichte sowie Medienberichte zusammen.
(P. Hansen--BTZ)