EU-Arzneimittelbehörde empfiehlt Zulassung von Remdesivir für Corona-Behandlung
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat den Gesundheitsbehörden die Zulassung des Medikaments Remdesivir für die Behandlung von Covid-19-Patienten empfohlen. Das Medikament solle für Europa eine Marktzulassung unter Auflagen erhalten, teilte die Behörde am Donnerstag in Amsterdam mit. Es sei damit "das erste Arzneimittel gegen Covid-19, dessen Zulassung in der EU empfohlen wird". Die EU-Kommission muss der Zulassung noch zustimmen.
Der EMA-Ausschuss für Humanmedizin empfiehlt die Zulassung von Remdesivir ausschließlich für die Behandlung von erwachsenen Corona-Patienten sowie von Jugendlichen ab zwölf Jahren, die an einer Lungenentzündung leiden und mit Sauerstoff versorgt werden müssen. Die Empfehlung fiel der Behörde zufolge im Wesentlichen auf der Grundlage einer Studie des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID). Die EU-Kommission strebt laut EMA eine Entscheidung über eine Zulassung "in der kommenden Woche" an.
In der im Mai in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Studie hieß es, dass Remdesivir die Behandlung von Corona-Patienten erheblich beschleunigen könne. Bei klinischen Tests zeigte sich demnach, dass Patienten, die Remdesivir erhielten, im Schnitt bereits nach elf Tagen das Krankenhaus verlassen konnten, während solche, die Placebos erhielten, im Schnitt 15 Tage stationär behandelt werden mussten.
Eine andere, in der Fachzeitschrift "The Lancet" erschienene Studie war dagegen zu dem Schluss gekommen, dass es keinen "signifikanten klinischen Nutzen" von Remdesivir bei der Behandlung von Corona-Patienten gebe.
Remdesivir wurde von dem US-Hersteller Gilead eigentlich zur Behandlung von Ebola entwickelt. In den USA und Japan erhielt das Medikament bereits Ausnahmegenehmigungen für die Behandlung von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus. Die EMA hatte Anfang Juni mitgeteilt, dass sie eine Marktzulassung von Remdesivir zur Behandlung von Covid-19 in Europa beschleunigt prüfen wolle.
Europa ist der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Kontinent. Fast 200.000 Infizierte auf dem Kontinent starben.
(S. Sokolow--BTZ)