Urteilsverkündung nach Mordversuch im Londoner Tate-Museum
Der Fall eines Jugendlichen, der einen Sechsjährigen von einer Aussichtsplattform des Londoner Museums Tate Modern stieß, sorgte vor knapp einem Jahr für Erschütterung - nun soll das Urteil gegen den Täter fallen. Die Sitzung zur Verkündung des Urteils gegen den mittlerweile 18-jährigen Jonty Bravery begann am Donnerstagvormittag im Londoner Gericht Old Bailey. Die Sitzung war für den ganzen Tag angesetzt.
Eigentlich sollte das Urteil bereits im Februar verkündet werden, die Sitzung wurde aber verschoben. Der autistische Jugendliche, der unter psychischen Problemen leidet, hatte im Dezember gestanden, im August vergangenen Jahres einen sechsjährigen französischen Jungen von der Aussichtsplattform im zehnten Stock des Tate Modern gestoßen zu haben. Bravery war damals 17 Jahre alt.
Der Sechsjährige überlebte schwer verletzt, weil ein Vordach auf Höhe des fünften Stockwerks seinen Sturz abbremste. Er erlitt Brüche an Wirbelsäule, Beinen und Armen. Nach Angaben auf einer Internetseite, mit der Spenden für den Jungen gesammelt werden, hat er weiterhin Schwierigkeiten zu sprechen, zu essen und zu laufen. Bislang wurden 234.000 Euro an Spenden für die Genesung des Jungen gesammelt.
Braverys Anwalt hatte in dem Prozess dargelegt, dass sein Mandant unter einer Störung im Autismus-Spektrum sowie unter einer Zwangsneurose leide. Wahrscheinlich liege bei ihm auch eine Persönlichkeitsstörung vor. Der Jugendliche habe in seinem Inneren Stimmen gehört, die ihm befohlen hätten, Menschen zu verletzen oder zu töten.
Britischen Medien zufolge hatte Bravery schon Monate vor seiner Tat Mordpläne geschmiedet. Demnach sagte er zu Pflegekräften, die ihn betreuten, er wolle jemanden von großer Höhe in die Tiefe stoßen, damit dieser mit Sicherheit sterbe. Der betreffende private Pflegedienst versicherte, "keine Kenntnis" von dem Gespräch zu haben.
Das an der Themse gelegene Tate Modern zählt den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Großbritannien. Die Aussichtsplattform gehört zu einem 2016 fertiggestellten Anbau des Museums.
(P. Rasmussen--BTZ)