Papst versetzt chilenischen Priester Karadima in den Laienstand
Papst Franziskus hat den wegen Kindesmissbrauchs verurteilten chilenischen Priester Fernando Karadima in den Laienstand versetzt. Franziskus habe die Entscheidung "zum Wohl der Kirche getroffen", teilte der Vatikan am Freitag mit. Der 88-Jährige steht im Zentrum des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche.
Die Vatikanjustiz hatte den früheren Priesterausbilder bereits 2011 wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen und zu einem "Leben des Gebets und der Buße" verurteilt. Die nun vom Papst angeordnete Entlassung aus dem Klerikerstand stellt die Höchststrafe im Kirchenrecht dar.
Vatikan-Sprecher Greg Burke sprach von einer "außergewöhnlichen Entscheidung" und begründete diese mit den "schweren Verbrechen Karadimas", die großen Schaden angerichtet hätten. Eines von Karadimas Opfern, der Chilene Juan Carlos Cruz, dankte dem Papst für diesen Schritt. Karadima habe "das Leben so vieler Menschen zerstört", schrieb er im Online-Dienst Twitter.
Zahlreichen ranghohen Vertretern der katholischen Kirche in Chile wird vorgeworfen, den Kindesmissbrauch durch Karadima in den 80er und 90er Jahren ignoriert oder vertuscht zu haben. Darunter ist auch der ehemalige Bischof Juan Barros. Der Papst hatte Barros 2015 trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zum Bischof von Osorno ernannt. Anfang des Jahres nahm er den 62-Jährigen außerdem bei einem Chile-Besuch öffentlich in Schutz. Davon rückte er später wieder ab.
Im April räumte der Papst "schwere Fehler" im Umgang mit dem Missbrauchsskandal ein. Er äußerte "Scham" und "Schmerz" angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer. Barros und mehrere andere Bischöfe traten inzwischen von ihren Kirchenämtern zurück.
Die Justiz in Chile ermittelt wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Erwachsenen derzeit gegen 119 Geistliche. Die Vorwürfe reichen bis ins Jahr 1960 zurück. Auch in mehreren anderen Ländern wird die katholische Kirche von Missbrauchsskandalen erschüttert. In Deutschland sollen laut einer Studie der Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 mehr als 3600 Minderjährige von Kirchenvertretern sexuell misshandelt worden sein.
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)