London droht nach Giftattacke auf russischen Ex-Spion mit Konsequenzen
Die britische Regierung hat mit Konsequenzen gedroht, sollte ein Staat hinter der möglichen Giftattacke auf einen russischen Ex-Doppelagenten stehen. Außenminister Boris Johnson sagte am Dienstag in London, in diesem Fall werde die Regierung "angemessen und robust antworten".
Er bestätigte zugleich vor den britischen Abgeordneten, dass es sich bei dem in Lebensgefahr schwebenden Mann um den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal handelt. Die mit ihm ebenfalls bewusstlos aufgefundene Frau sei Skripals 33-jährige Tochter Julia. Johnson sprach von einem "beunruhigenden" Vorfall in der 140 Kilometer südwestlich von London gelegenen Stadt Salisbury.
Der 66-jährige Skripal und seine Tochter waren dort am Sonntag bewusstlos auf einer Bank vor einem Einkaufszentrum aufgefunden worden. Sie werden der Polizei zufolge wegen "mutmaßlichen Kontakts mit einer unbekannten Substanz behandelt" und schweben in Lebensgefahr.
Skripal war 2006 in Russland wegen des Vorwurfs der Spionage für Großbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Der langjährige Offizier des russischen Militärgeheimdienstes GRU soll dem britischen Auslandsgeheimdienst MI6 die Namen von russischen Agenten in Europa genannt und dafür 100.000 Dollar (81.000 Euro) erhalten haben. Er kam 2010 im Zuge eines Agentenaustauschs nach Großbritannien.
Der mutmaßliche Giftangriff auf Skripal weckt Erinnerungen an die Ermordung des russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko. Der Kreml-Kritiker war 2006 in London mit der radioaktiven Substanz Polonium 210 vergiftet worden. Als Hauptverdächtige gelten zwei Russen. Der russische Präsident Wladimir Putin soll die Attacke laut einem britischen Untersuchungsbericht vermutlich gebilligt haben.
Auch deswegen geriet am Dienstag Moskau im Fall Skripal unter Verdacht. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des britischen Unterhauses, Tom Tugendhat, sagte, der Vorfall trage die "Handschrift eines russischen Angriffs". Moskau erklärte am Dienstag dagegen, über keinerlei Informationen über den "tragischen" Vorfall zu verfügen.
(P. Hansen--BTZ)