Berliner Tageszeitung - Tausende Algerier protestieren gegen fünfte Kandidatur von Präsident Bouteflika

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Tausende Algerier protestieren gegen fünfte Kandidatur von Präsident Bouteflika




Tausende Algerier protestieren gegen fünfte Kandidatur von Präsident Bouteflika

Tausende Algerier haben am Freitag gegen die fünfte Kandidatur von Präsident Abdelaziz Bouteflika demonstriert. In der Hauptstadt Algier lösten Sicherheitskräfte eine nicht genehmigte Demonstration gewaltsam auf. Als die Demonstranten versuchten, zum Präsidentenpalast vorzudringen, wurden sie von einem Polizeikordon und mit Tränengas zurückgedrängt. Die Demonstranten schleuderten Steine und andere Wurfgeschosse auf die Sicherheitskräfte, es gab mehrere Festnahmen. Am Abend beruhigte sich die Lage.

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"Kein 5. Mandat" oder "Weder Bouteflika noch Said" skandierten hunderte Menschen trotz eines Demonstrationsverbots im Zentrum der Hauptstadt. Said ist der Bruder des gebrechlichen 81-jährigen Bouteflika und gilt als De-facto-Staatschef und möglicher Nachfolger des langjährigen Präsidenten, der sich seit einem Schlaganfall 2013 weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.

Die überwiegend jungen Demonstranten rissen ein Porträt Bouteflikas von einer Häuserfassade und forderten auch den Rücktritt von Ministerpräsident Ahmed Ouyahia. Proteste im Zentrum der algerischen Hauptstadt sind seit 2001 verboten. Auch in anderen Städten demonstrierten laut Medienberichten nach dem Freitagsgebet tausende Menschen gegen Bouteflika, darunter auch in Oran, der zweitgrößten Stadt des Landes.

Bouteflika, der seit sechs Jahren im Rollstuhl sitzt, will bei der Wahl am 18. April erneut kandidieren. Die Regierungspartei FLN hatte ihn Anfang Februar nominiert. Ministerpräsident Ouyahia versicherte, Bouteflikas Gesundheit sei "kein Hindernis" bei der Erfüllung seiner präsidialen Pflichten. Am Donnerstag kündigte sein Büro an, er werde am Sonntag zu "medizinischen Routine-Checks" in die Schweiz reisen.

In dem autoritär geführten Maghreb-Staat gibt es trotz des Ölreichtums große soziale Probleme, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Korruption grassiert. Zwar kündigte Bouteflika Reformen an, als der Arabische Frühling 2011 die Region erschütterte. Menschenrechtsgruppen kritisieren aber weiterhin eine Unterdrückung von Opposition und Medien.

Präsidentschaftskandidaten haben noch bis zum 3. März Zeit, ihre Bewerbungen einzureichen. Als erster hatte der pensionierte General Ali Ghediri seine Kandidatur bekanntgegeben. Auch Algeriens größte Islamistenpartei, die Bewegung für die Gesellschaft des Friedens, stellt mit Abderrazak Makri einen eigenen Kandidaten auf.

(K. Berger--BTZ)