Berliner Tageszeitung - Mindestens 61 Tote bei Explosion in Moschee im pakistanischen Peshawar

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Mindestens 61 Tote bei Explosion in Moschee im pakistanischen Peshawar




Mindestens 61 Tote bei Explosion in Moschee im pakistanischen Peshawar
Mindestens 61 Tote bei Explosion in Moschee im pakistanischen Peshawar / Foto: © AFP

Bei einer Explosion in einer Moschee innerhalb des Polizeipräsidiums von Peshawar in Pakistan sind mindestens 61 Menschen getötet worden, darunter viele Polizisten. Mehr als 150 weitere Menschen seien verletzt worden, teilten Krankenhaus- und Behördenvertreter in der nordwestlichen Stadt nahe der afghanischen Grenze am Montag mit. Bombenexperten prüften die Annahme, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben könnte. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Vorfall.

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Die Explosion ereignete sich während des Nachmittagsgebets in der Moschee. Nach Angaben der Polizei ereignete sich die Detonation in der zweiten Reihe der Gläubigen. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete von Einsatzkräften, die Tote in einen Rettungswagen trugen. Demnach waren das Dach und die Wände der Moschee teilweise eingestürzt.

Ein Sprecher des Lady-Reading-Krankenhauses in Peshawar bezifferte gegenüber AFP die Zahl der Toten am Montagabend auf 61. 60 Verletzte würden in der Klinik medizinisch behandelt, Dutzende weitere seien in andere Einrichtungen gebracht worden. In einer vorherigen Zwischenbilanz von Behörden- und Krankenhausvertretern war noch von 47 Toten die Rede gewesen.

Nach Angaben des Polizeichefs von Peshawar, Muhammad Ijaz Khans, nehmen normalerweise zwischen 300 und 400 Beamte an den Gebeten in der Moschee teil. Die Opferzahl könnte daher noch weiter steigen.

Das Polizeipräsidium von Peshawar ist einer der am stärksten gesicherten Orte der Millionenstadt. In dem Gebäude sind auch Büros des Geheimdienstes und der Anti-Terror-Einsatzkräfte untergebracht.

Nach der Explosion wurden die Sicherheitskräfte in ganz Pakistan in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Kontrollpunkte wurden verstärkt, zusätzliche Sicherheitskräfte mobilisiert. In der Hauptstadt Islamabad wurden Scharfschützen auf den Dächern und an den Zugangsstraßen zur Stadt postiert. "Terroristen wollen Angst verbreiten, indem sie jene zum Ziel nehmen, die Pakistan verteidigen", erklärte Premierminister Shehbaz Sharif.

US-Außenminister Antony Blinken, der derzeit den Nahen Osten besucht, drückte den Opfern sein Mitgefühl aus und bezeichnete den Vorfall in Peshawar als "entsetzlichen Anschlag". UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den "Selbstmordanschlag" einem Sprecher zufolge "scharf". Dieser sei "besonders verabscheuungswürdig", da er auf einen "Ort des Gebetes" verübt worden sei.

Der Polizist Shahid Ali, der den Vorfall überlebte, berichtete, dass es nur Sekunden nach Beginn des Gebets durch den Imam zu der Explosion gekommen sei. "Ich sah schwarzen Rauch aufsteigen und rannte um mein Leben", sagte der 47-Jährige der AFP. "Ich höre immer noch die Schreie der Menschen, Leute riefen um Hilfe."

In den vergangenen Monaten hatte es in Peshawar wiederholt Angriffe insbesondere auf Sicherheitskräfte gegeben. Im März 2022 hatte ein Selbstmordattentäter der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in Peshawar verübt, bei dem 64 Menschen getötet worden waren. Es war der verheerendste Anschlag in Pakistan seit 2018.

Auch der pakistanische Zweig der radikalislamischen Taliban, der unter dem Namen Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) firmiert, ist in der Region aktiv. Die radikal-sunnitische Gruppierung ist nicht mit der Taliban-Regierung in Afghanistan verbunden, beide haben aber gemeinsame Wurzeln.

In Peshawar hatten TTP-Kämpfer im Jahr 2014 ein Massaker verübt: Sie überfielen eine Schule auf der Suche nach Kindern von Armeeangehörigen und töteten fast 150 Menschen, die meisten waren Schüler. In den Jahren danach hatte sich die Sicherheitslage in Peshawar zunächst erheblich verbessert.

Die 2007 gegründete TTP war nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wiedererstarkt. Im vergangenen Jahr bekannte sie sich zu mehreren Anschlägen in Pakistan, die sich vor allem gegen Sicherheitskräfte richteten. Eine monatelange Feuerpause zwischen TTP und pakistanischer Regierung war im November ausgelaufen.

L. Andersson--BTZ