Berliner Tageszeitung - Lauterbach sieht weiter Impfstoffmangel für das kommende Jahr

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Lauterbach sieht weiter Impfstoffmangel für das kommende Jahr




Lauterbach sieht weiter Impfstoffmangel für das kommende Jahr
Lauterbach sieht weiter Impfstoffmangel für das kommende Jahr / Foto: © AFP

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht weiter einen Mangel an Impfstoff im kommenden Jahr, arbeitet aber an Lösungen des Problems: Dem Bedarf von 70 Millionen Dosen im ersten Quartal stünden 50 Millionen zu erwartende Lieferungen gegenüber, sagte Lauterbach am Donnerstag in Berlin. Die EU-Kommission habe inzwischen einer vorgezogenen Lieferung von 35 Millionen Moderna-Dosen zugestimmt. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnte, das Weihnachtsfest könne zum "Kick-Start" für die Omikron-Variante werden.

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Zu den 70 Millionen Impfungen gehören Lauterbach zufolge 50 Millionen Auffrischungen sowie 20 Millionen Erst- und Zweit-Impfungen. Zu erwarten seien aber bislang nur 50 Millionen Lieferungen. Die neue Bundesregierung habe eine "sehr offensive Booster-Strategie" zu ihrem Hauptwerkzeug in der Corona-Pandemie gemacht. Dazu sei mehr Impfstoff nötig, als vorhanden sei.

Deshalb sei der von ihm diagnostizierte Impfstoffmangel "ausdrücklich" nicht als Kritik an seinem Vorgänger Jens Spahn (CDU) zu verstehen. sagte Lauterbach. Im Rahmen der neuen Strategie solle das Boostern enorm beschleunigt werden. Er wolle vermeiden, dass die sehr erfolgreicher Booster-Kampagne "ausgebremst wird, weil wir nicht genug Impfstoff bekommen".

Die Zahl der täglich verabreichten Impfdosen hat am Donnerstag mit 1,5 Millionen einen neuen Höchststand erreicht. Einer Auflistung des Gesundheitsministeriums zufolge ist im Januar mit wöchentlich knapp 2,2 Millionen Biontech-Dosen und knapp 1,5 Millionen Moderna-Dosen für Menschen über zwölf Jahre zu rechnen. Damit wäre das augenblicklich hohe Niveau der Impfungen nicht zu halten.

Nach den Worten des Ministers wird auch erwogen, für die Booster-Impfungen von Moderna statt der bisher verabreichten halben Dosis doch wieder die volle Menge zu verabreichen, um den Schutz vor der Omikron-Variante zu gewährleisten. Dann wäre entsprechend mehr Impfstoff erforderlich.

Ob und wann eine vierte Impfung notwendig werde, steht nach Lauterbachs Worten derzeit noch nicht fest. Gegen Omikron werde mit dem bisherigen Vakzin ein Impfschutz von 70 bis 80 Prozent erreicht - und zwar nach der Booster-Impfung. Es könne sein, dass eine vierte, Omikron-spezifische Impfung notwendig werde. An einem solchen Impfstoff arbeiteten Biontech und Moderna. Dafür habe die Bundesregierung 80 Millionen Dosen Biontech vorbestellt.

RKI-Chef Wieler betonte, es gebe zwar einen leichten Rückgang bei den Infektionszahlen. Dies gehe aber sehr langsam vonstatten. Zudem sei der Rückgang auch noch nicht in den Kliniken angekommen. Noch immer lägen 4800 Covid-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser.

Noch sein die Delta-Variante vorherrschend, es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis Omikron dominieren werde, sagte Wieler. Notwendig seien daher Kontaktbeschränkungen. Am besten sollten die Feiertage nur mit den engsten Freunden und Verwandten verbracht werden in einem festen Personenkreis. "Wir alle müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Weihnachten nicht zu einem Kickstart für die Omikron-Variante wird." Von dieser seien in Deutschland bislang einige hundert Fälle gemeldet worden.

Mit der Omikron-Variante wird sich am Freitag auch der Expertenrat befassen, der sich am Dienstag konstituiert hatte. Lauterbach hatte kürzlich die Erwartung geäußert, dass das Gremium rasch eine Empfehlung zum Umgang mit der Mutante abgeben werde.

(F. Schulze--BTZ)