
Taliban erlassen Anweisung zu "ernsthaften Bemühungen" für Frauenrechte

Die Taliban in Afghanistan haben die Behörden zu "ernsthaften Bemühungen" für Frauenrechte angewiesen. "Die Führung des Islamischen Emirats weist alle relevanten Organisationen an, sich ernsthaft für die Durchsetzung von Frauenrechten einzusetzen", heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Dekret unter Verweis auf den nur selten in Erscheinung tretenden Taliban-Anführer Hibatullah Achundsada. Der Zugang von Mädchen zur Schulbildung wird nicht erwähnt.
Das Dekret konzentriert sich auf die Themen Ehe und die Rechte von Witwen. Demnach dürfen Frauen "nicht durch Zwang oder Druck zur Ehe gedrängt" werden. Witwen sollen demnach einen nicht näher erläuterten Anteil des Erbes des Mannes erhalten. Das Kultur- und Informationsministerium wird angewiesen, Material zu Frauenrechten zu veröffentlichen, "um anhaltende Unterdrückung zu verhindern".
Die weiterführende Schulbildung von Mädchen - die für Millionen Mädchen seit der Machtübernahme der Taliban ausgesetzt wurde - findet in dem Dekret indes keine Erwähnung. Auch die Beschäftigung von Frauen, die bislang nicht auf ihre Positionen im öffentlichen Dienst zurückkehren dürfen, wird nicht thematisiert.
Die Islamisten hatten im August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Sie streben an, erneuten Zugang zu Milliarden Hilfsgeldern zu erhalten, die nach dem Zusammenbruch der vom Westen unterstützten Regierung gesperrt worden waren. Die Wahrung von Frauenrechten wird von den wichtigsten Geberländern als Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Hilfen genannt.
Während der Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 hatten Frauen praktisch keine Rechte. Sie mussten die komplett verhüllende Burka tragen, durften sich nur in männlicher Begleitung in die Öffentlichkeit begeben und waren von Schulbildung und Arbeit ausgeschlossen.
Achundsada war 2016 zum Taliban-Chef ernannt worden, tritt aber nur selten in Erscheinung. Ende Oktober veröffentlichten die Taliban eine Audiobotschaft, in der sich Achundsada geäußert haben soll. Einige Beobachter gehen indes davon aus, dass er bereits vor einem oder mehreren Jahren getötet worden sein könnte.
(M. Taylor--BTZ)