
Präsident von letzter Apartheid-Regierung Südafrikas gestorben

Südafrikas Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Frederik de Klerk ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Nach Angaben seiner Stiftung erlag de Klerk am Donnerstagmorgen seinem Krebsleiden. Er war der letzte Präsident des rassistischen Apartheid-Systems in Südafrika. Anfang der 90er Jahre hatte er sich für die Abschaffung der Rassentrennung und die Freilassung seines späteren Nachfolgers Nelson Mandela aus dem Gefängnis eingesetzt.
De Klerk stammte aus einer ultrakonservativen Familie. Sein Großvater gehörte zu den Gründern der südafrikanischen Nationalpartei, die ab 1948 das Apartheid-System eingerichtet hatte. De Klerk selbst galt lange als Verfechter der Rassentrennung. "Er schien der Inbegriff eines Mannes des Staatsapparats zu sein", beschrieb ihn Mandela in seiner Autobiografie. "Nichts in seiner Vergangenheit schien auf einen Schatten eines Reformgeistes hinzuweisen."
Als de Klerk 1989 Präsident wurde, stand Südafrika wegen internationaler Sanktionen wirtschaftlich stark unter Druck, Reformen schienen unausweichlich. Dennoch überraschte der Konservative im Februar 1990 mit radikalen Anküdigungen die Welt: Er ordnete die bedingungslose Freilassung des seit 27 Jahren inhaftierten Anti-Apartheid-Aktivisten Mandela an und hob Parteienverbote auf.
Dieser Schritt ebnete den Weg für die ersten demokratischen Wahlen in Südafrika vier Jahre später. 1993 wurden de Klerk und Mandela gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Mandela wurde 1994 der erste schwarze Präsident des Landes. De Klerk blieb zunächst Vizepräsident, zog sich 1996 jedoch zurück.
Zwanzig Jahre später sagte de Klerk rückblickend, sein Einsatz für die Abschaffung der Apartheid habe "eine Katastrophe" abgewendet, die Weißen aus ihrer "Isolation und Schuld" befreit und den Schwarzen ermöglicht, "Würde und Gleichheit" zu erlangen.
Der britische Premierminister Boris Johnson attestierte de Klerk, dieser habe "den Lauf der Geschichte verändert". Der Ex-Präsident werde "für seinen unerschütterlichen Mut und seinen Realismus in Erinnerung bleiben, mit dem er tat, was offensichtlich richtig war, und Südafrika als besseres Land hinterließ".
Allerdings hatte de Klerk in den vergangenen Jahre auch immer wieder Kontroversen ausgelöst. 2020 leugnete er, dass die Apartheid ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen sei. Später entschuldigte er sich und zog die Äußerung zurück. Kritiker werfen de Klerk zudem vor, sich nie förmlich für die Verbrechen der Apartheid entschuldigt zu haben.
"De Klerks Erbe ist bedeutend", wenn auch nicht unumstritten, erklärte die Mandela-Stiftung anlässlich der Todesnachricht. "Wenn wir zwei alten oder alternden Männer eine Lehre für unser Land und die Welt haben, dann die, dass Konfliktlösungen nur dann gefunden werden können, wenn die Kontrahenten grundsätzlich bereit sind, die Integrität des anderen zu akzeptieren", sagte Mandela seinerzeit über de Klerk.
(O. Karlsson--BTZ)