Jüdische Verbände werfen Labour-Chef Corbyn antisemitische Tendenzen vor
Die Anführer der jüdischen Gemeinde in Großbritannien haben Labour-Chef Jeremy Corbyn antisemitische Tendenzen vorgeworfen. Der Oppositionsführer habe "immer wieder auf Seiten der Antisemiten und nicht der Juden gestanden", hieß es in einem am Montag veröffentlichten Brief der beiden wichtigsten jüdischen Vereinigungen im Vereinigten Königreich. Corbyn gebe sich mit Menschen ab, "die offen antisemitische Ansichten" äußerten.
"Genug ist genug", schrieben die Organisation Board of Deputies of British Jews und der Jewish Leadership Council in ihrer gemeinsamem Erklärung. Sie wollten am Montag vor dem britischen Parlament protestieren und dann den Brief der Labour-Fraktion übergeben. Corbyn sei in einer linksradikalen Weltsicht gefangen, die den moderaten jüdischen Gemeinden gegenüber "instinktiv feindlich" gesinnt sei, heißt es in dem Brief. Auslöser des Protests war eine Debatte aus dem Jahr 2012 über ein Wandbild in London, das Banker zeigt, die auf dem Rücken von Armen Monopoly spielen.
Als das als judenfeindlich kritisierte Werk entfernt werden sollte, stellte sich Corbyn auf die Seite des Straßenkünstlers, wie aus einem kürzlich aufgetauchten Facebook-Kommentar des heutigen Labour-Chefs hervorgeht.
Wenn es um ein "schreckliches antisemitisches Wandbild" gehe, stelle sich Corbyn selbstredend auf die Seite des Künstlers, klagten die jüdischen Verbände. Gleichzeitig warfen sie ihm vor, radikalislamische Organisationen wie die libanesische Hisbollah und die palästinensische Hamas zu hofieren.
Corbyn räumte am Montag ein, dass antisemitische Tendenzen in Teilen der Labour-Partei aufgetreten seien. "Ich entschuldige mich aufrichtig für den Schmerz, der dadurch verursacht wurde", erklärte er. Er will nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen das Gespräch mit Vertretern der jüdischen Gemeinde suchen, um deren Vertrauen in seine Partei zurückzugewinnen.
(A. Madsen--BTZ)