Neun Monate Haft für israelischen Polizisten wegen Tötung von Palästinenser
Ein Gericht in Jerusalem hat einen israelischen Grenzpolizisten wegen fahrlässiger Tötung eines palästinensischen Jugendlichen im Jahr 2014 am Mittwoch zu neun Monaten Haft sowie sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Der 24-jährige Angeklagte muss zudem 50.000 Schekel (11.450 Euro) an die Familie seines damals 17-jährigen Opfers bezahlen.
Bei dem Vorfall am 15. Mai 2014 in Beitunia bei Ramallah im israelisch besetzten Westjordanland war wenig später ein weiterer junger Palästinenser durch Schüsse getötet worden, ein dritter wurde schwer verletzt. Der Polizist Ben Deri stand nur wegen der Tötung des ersten Palästinensers, Nadim Nuwara, vor Gericht. Die Familie des zweiten Toten hatte aus mangelndem Vertrauen in die israelische Justiz auf eine Klage verzichtet. Dies teilte der palästinensische Zweig der Organisation Defense for Children International mit, der Videobilder des damaligen Geschehens veröffentlicht hatte.
Die israelische Armee hatte zunächst versichert, an dem fraglichen Tag sei kein einziges Mal mit scharfer Munition geschossen worden. Dies wurde durch die Videoaufnahmen widerlegt. Ein Vertreter von Defense for Children International Palästina kritisierte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG die nach seiner Ansicht geringfügige Strafe für den Angeklagten. Diese entspreche in etwa dem, was ein palästinensisches Kind für Steinwürfe erhalte.
Palästinenser hatten wie an jedem 15. Mai am Gedenktag der Nakba (Katastrophe) an die Flucht und Vertreibung von etwa 760.000 Landsleuten erinnert, die 1948 auf die Gründung des Staates Israel folgten. Auf Fotos ist zu sehen, wie Nuwara einen Stein in Richtung von Grenzpolizisten wirft. Diese waren jedoch so weit entfernt, dass für sie offenbar keine unmittelbare Gefahr bestand. Die Grenzpolizei wird bei Unruhen von Palästinensern regelmäßig an der Seite der israelischen Armee eingesetzt.
(S. Soerensen--BTZ)