Berlinale: Goldener Bär für "Synonyme" von Regisseur Nadav Lapid
Der israelische Regisseur Nadav Lapid ist von der Berlinale-Jury für seinen Film "Synonyme" mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Lapid sagte bei der Preisverleihung, sein Film um einen nach Frankreich ausgewanderten Israeli könne in seinem Heimatland einen "Skandal" auslösen. Neben der Koproduktion aus Israel, Frankreich und Deutschland wurden am Samstagabend in Berlin auch zwei deutsche Regisseurinnen ausgezeichnet.
Der Silberne Bär für die beste Regie ging an Angela Schanelec, Regisseurin von "Ich war zuhause, aber". Das Drama "Systemsprenger" über eine widerspenstige Neunjährige von Nora Fingscheidt erhielt den Alfred-Bauer-Preis für einen Film, der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet.
Die beiden Filme waren zwei von drei deutschen Produktionen, die um den Goldenen und die Silbernen Bären konkurrierten. Fatih Akins "Der goldene Handschuh" über einen Frauenmörder ging leer aus.
Schanelec und Fingscheidt sind zwei von sieben Frauen, deren Filme im Wettbewerb liefen. Mit mehr als 41 Prozent war die Quote an Filmemacherinnen bei der diesjährigen Berlinale im Vergleich zu anderen internationalen Festivals hoch.
Insgesamt verlieh die sechsköpfige Jury unter der Leitung der französischen Schauspielerin Juliette Binoche sieben Silberne Bären. Der Film "Di jiu tian chang" ("So Long, My Son") über die Folgen der Ein-Kind-Politik in China erhielt gleich zwei: Die beiden Hauptdarsteller Wang Jingchun und Yong Mei wurden als bester Darsteller und beste Darstellerin ausgezeichnet.
Yong zeigte sich glücklich, "dass wir den Film beenden konnten". Zwei andere chinesische Produktionen waren kurzfristig aus dem Festival genommen worden, darunter auch ein Wettbewerbsfilm. Jurypräsidentin Binoche drückte "Bedauern" darüber ausgedrückt. "Wir brauchen Künstler, die dabei helfen, Geschichte zu verstehen", sagte sie.
Der Silberne Bär für das beste Drehbuch ging an den italienischen Film "La paranza dei bambini" ("Piranhas") über kriminelle Jugendliche in Neapel. "In unserem Land die Wahrheit zu sagen ist heute sehr komplex geworden", sagte Roberto Saviano. Der Mafia-Experte schrieb das Drehbuch gemeinsam mit Regisseur Claudio Giovannesi und Maurizio Braucci.
Der französische Film "Grâce à dieu" ("Gelobt sei Gott") über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche wurde mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Die Kameraführung des norwegischen Films "Ut og stjaele hester" ("Pferde stehlen") zeichnete die Jury für seine herausragende künstlerische Leistung aus.
Die Preisverleihung im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz begann mit stehenden Ovationen zu Ehren des Schauspielers Bruno Ganz, der am Samstagmorgen im Alter von 77 Jahren in Zürich gestorben war. Der Schweizer war im vergangenen Jahr ein letztes Mal auf der Berlinale zu Gast gewesen, als der Klassiker "Der Himmel über Berlin" in restaurierter Fassung erneut gezeigt wurde. "Jetzt ist er wirklich im Himmel über Berlin", erklärte Kosslick zum Tod des Schauspielers.
Für Kosslick gab es ebenfalls stehende Ovationen: Es war die letzte Berlinale unter seiner Leitung. Nach 18 Jahren übergibt es das Filmfestival im kommenden Jahr an eine Doppelspitze aus dem Italiener Carlo Chatrian und der Niederländerin Mariette Rissenbeek.
(D. Fjodorow--BTZ)