Berliner Tageszeitung - Autor Gurnah erhält in London Literaturnobelpreis

Börse
SDAX 0.54% 13185.09
MDAX 0.45% 26656.6
Goldpreis -0.54% 1971.4 $
TecDAX 0.74% 3223.48
DAX 1.12% 15841.37
Euro STOXX 50 1.14% 4266.77
EUR/USD -0.03% 1.0689 $

Autor Gurnah erhält in London Literaturnobelpreis




Autor Gurnah erhält in London Literaturnobelpreis
Autor Gurnah erhält in London Literaturnobelpreis / Foto: © AFP

In London statt in Stockholm ist am Montag der diesjährige Literaturnobelpreis an den aus Tansania stammenden Schriftsteller Abdulrazak Gurnah überreicht worden. Unter herzlichem Beifall nahm der 72-Jährige bei einer kurzen Zeremonie in der Residenz der schwedischen Botschaft Medaille und Urkunde aus den Händen von Botschafterin Mikaela Kumlin Granit entgegen. Wie schon im Vorjahr fällt die traditionelle Verleihungszeremonie in der schwedischen Hauptstadt wegen der Corona-Pandemie aus.

Textgröße:

Stattdessen werden die diesjährigen Nobelpreise in den Wissenschaftskategorien und für Literatur in den jeweiligen Heimatländern der Geehrten überreicht. Die Auszeichnung an Gurnah bildete den Auftakt.

Die Schwedische Akademie hatte im Oktober ihre Wahl mit der Fähigkeit des Schriftstellers gewürdigt, in seinen Werken "kompromisslos und mitfühlend" die Auswirkungen des Kolonialismus und das Schicksal von Flüchtlingen zu schildern. Seine Romane verzichteten "auf stereotype Beschreibungen" und öffneten den Blick auf ein "kulturell vielfältiges Ostafrika".

Gurnah wurde 1948 im ehemaligen britischen Protektorat Sansibar geboren und floh 1968 vor der Verfolgung der arabischstämmigen Minderheit nach England. Im Exil fing er als 21-Jähriger an zu schreiben. Seit 1987 veröffentlichte er zehn Romane und etliche Kurzgeschichten. "Das verlorene Paradies", sein vierter Roman, war 1994 sein Durchbruch als Schriftsteller. Er lebt heute in Brighton im Südosten Englands.

Nach seiner Auszeichnung im Oktober versicherte Gurnah, dass er weiterhin offen über die Themen sprechen werde, die sein Werk und seine Weltsicht geprägt haben. Scharf kritisierte er die harte Linie der europäischen Regierungen gegenüber der Einwanderung aus Afrika und dem Nahen Osten. Europa sollte afrikanische Flüchtlinge als Menschen sehen, die "aus Not kommen" und "etwas zu geben haben".

Am späten Montagnachmittag (18.00 Uhr MEZ) nimmt Physik-Nobelpreisträger Giorgio Parisi die Auszeichnung in Rom entgegen, um 21.00 Uhr MEZ findet dann in Washington eine Zeremonie für den Physik-Nobelpreisträger Syukuro Manabe, den Chemie-Nobelpreisträger David MacMillan und den Wirtschafts-Nobelpreisträger Joshua Angrist statt. Die diesjährigen beiden deutschen Preisträger, der Hamburger Klimaforscher Klaus Hasselmann (Physik) und der Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, Benjamin List (Chemie), bekommen ihre Auszeichnungen am Dienstag in Berlin.

Dagegen sollten die beiden diesjährigen Friedensnobelpreisträger, die philippinische Journalistin Maria Ressa und der Mitgründer und Chefredakteur der unabhängigen russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, ihre Auszeichnung traditionell am Todestag von Alfred Nobel am 10. Dezember in der norwegischen Hauptstadt Oslo entgegennehmen. Ob die philippinischen Behörden allerdings Maria Ressa die Erlaubnis zu der Reise erteilen, war vergangene Woche noch unklar.

(I. Johansson--BTZ)