Altmaier legt deutlich höhere Stromverbrauchsprognose vor
Die Bundesregierung hat eine neue, deutlich höhere Prognose über den Stromverbrauch im Jahr 2030 vorgelegt. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte am Dienstag in Berlin, die Neufassung des Klimaschutzgesetzes und "unsere neuen ambitionierten Klimaziele" erforderten eine Anpassung der Analysen. Die Grünen-Energiepolitikerin Julia Verlinden forderte: "Wir brauchen ein Vielfaches an Sonnen- und Windenergie"; dafür brauche es "jetzt klare Rahmenbedingungen".
In der Analyse der Prognos AG im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums gehen die Forscher davon aus, dass im Jahr 2030 rund 14 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren und sechs Millionen Wärmepumpen Gebäude heizen. Benötigt wird zudem Strom für die Produktion von "grünem" Wasserstoff, der fossile Stoffe ersetzen soll. Insgesamt würden 2030 laut einer ersten Abschätzung zwischen 645 und 665 Terawattstunden (TWh) verbraucht (eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden).
Der Branchenverband BDEW hatte Ende Juni prognostiziert, dass der Stromverbrauch hierzulande bis 2030 sogar auf rund 700 TWh ansteigen werde. Im Vor-Corona-Jahr 2019 betrug der Stromverbrauch demnach knapp 568 TWh, im Jahr 2020 wegen der Coronakrise rund 545 TWh. Der BDEW legte rund 14 Millionen Elektro-Pkw, fünf bis sechs Millionen Wärmepumpen und 15 Gigawatt Elektrolysekapazität zur Produktion von Wasserstoff für seine Prognose 2030 zugrunde.
Die Grünen-Politikerin Verlinden kritisierte, die bisherigen Annahmen der Bundesregierung zum Stromverbrauch seien "unseriös" gewesen. "Für die Union kamen die unrealistischen Annahmen zum Stromverbrauch gerade recht, um den Erneuerbarenausbau in unverantwortlicher Weise auszubremsen", erklärte sie. Jetzt sei es wirklich unübersehbar: Der von der Koalition gedeckelte Ausbau der Erneuerbaren reiche vorne und hinten nicht.
(F. Burkhard--BTZ)