
Mehr Hering und weniger Seelachs für deutsche Nordseefischer

Nach langen Verhandlungen haben sich die EU-Fischereiminister auf die Fangquoten für 2022 geeinigt. Die am Dienstag getroffene Vereinbarung sei "insgesamt ein ausgewogener Kompromiss", erklärte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in Brüssel. Deutsche Fischer dürfen somit kommendes Jahr in der Nordsee mehr Hering und weniger Seelachs fangen. Für die von der EU und Großbritannien geteilten Gewässer gab es allerdings noch kein Übereinkommen.
Die Minister einigten sich auf ab Januar geltende Vorgaben für Fischerinnen und Fischer in der Nordsee, im Atlantik, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Demnach dürfen deutsche Fischer 22 Prozent mehr Hering fangen, jedoch 25 Prozent weniger Seelachs als dieses Jahr. Die Fangquote für Kabeljau wurde um zwei Prozent leicht gesenkt. Özdemir erklärte, er hätte sich "beim Kabeljau ein etwas ambitionierteres Vorgehen zur Bestandserholung gewünscht".
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurde in Brüssel erreicht, dass im Skagerrak und im Kattegat in der Nordsee bedeutend weniger Hering gefischt werden darf. Dadurch könne sich der Heringsbestand in der westlichen Ostsee erholen, teilte das Ministerium mit. Der BUND begrüßte die gesenkte Fangquote für Hering in diesen Gebieten als "wachsende Solidarität zur Rettung des Ostsee-Herings."
Bei den seit Sonntag andauernden Verhandlungen der EU-Fischereiminister ging es um die Fischfangquoten in Gewässern rund um die EU, die sie teilweise mit Norwegen und Großbritannien teilen. Für die von der EU und Großbritannien geteilten Gewässer steht eine Einigung noch aus; dort wurde sich auf vorläufige Quoten verständigt. Für Gewässer, die sich Norwegen, Großbritannien und die EU teilen, hatten sich die zuständigen Minister vergangene Woche einigen können.
Harte Verhandlungen gab es auch über die Fangquoten für das von Überfischung betroffene westliche Mittelmeer. Im Rahmen eines 2019 verabschiedeten Abkommens ist dort von 2020 bis 2025 eine Senkung der Fischerei von bis zu 40 Prozent vorgesehen.
Nach Senkungen um zehn Prozent im Jahr 2020 und um 7,5 Prozent im Jahr 2021 hatte die Kommission für 2022 eine weitere Senkung des Fischereiaufwands mit Schleppnetzen um 7,5 Prozent vorgeschlagen. Die betroffenen Mitgliedstaaten einigten sich nun auf eine Reduzierung um sechs Prozent.
Bevor die für Fischerei zuständigen Minister über die Fangquoten verhandeln, legt die EU-Kommission ihnen jedes Jahr Empfehlungen vor. Dabei stützt sich die Brüsseler Behörde auf Einschätzungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES).
Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte am Dienstag, dass mit den vereinbarten Fangquoten für Nordseekabeljau "erneut kein Ende der Überfischung in Sicht" sei.
Im Oktober hatten sich die EU-Fischereiminister auf Fangquoten für die Ostsee geeinigt. Wegen des weiterhin schlechten Zustands der Bestände dürfen Fischer kommendes Jahr in weiten Teilen der Ostsee keinen Hering und Dorsch fangen, außer wenn sie als Beifang ins Netz geraten.
(L. Solowjow--BTZ)