
Orange-Chef Richard zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt

Der Chef des französischen Telekom-Unternehmens Orange, Stéphane Richard, ist im Berufungsverfahren um eine Affäre des Geschäftsmanns Bernard Tapie zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn am Mittwoch in Paris wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig. Der Verwaltungsrat von Orange wollte am Mittwochabend über die Zukunft des Geschäftsführers beraten.
Richard bezeichnete das Urteil als haltlos und kündigte an, vor den Kassationsgerichtshof zu ziehen, der Urteile auf Rechtsfehler überprüft.
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hatte Richard gewarnt, dass er im Fall einer Verurteilung seinen Posten räumen müsse. "Ich lege mein Mandat in die Hände des Verwaltungsrats", sagte Richard.
Im Berufungsprozess ging es um einen staatlichen Schadenersatz in Höhe von mehr als 400 Millionen Euro, den ein privates Schiedsgericht 2008 Tapie zugesprochen hatte. Tapie war vor Gericht gezogen, weil er seine Anteile am Sportartikel-Hersteller Adidas an die damals staatliche Bank Crédit Lyonnais verkauft hatte und diese die Beteiligung mit großem Gewinn weiterverkaufte.
Damals stand der Verdacht im Raum, dass die damalige Wirtschaftsministerin und heutige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, im Auftrag des damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy keine Rechtsmittel eingelegt hatte.
Tapie, der Anfang Oktober im Alter von 78 Jahren gestorben war, hatte Sarkozy vor seinem Wahlsieg 2007 unterstützt. Lagarde wurde 2016 wegen Beihilfe zur Veruntreuung von Staatsgeldern schuldig gesprochen, ging aber straffrei aus. Richard war während dieser Zeit ihr Stabschef. Er wechselte 2009 zu Orange und ist seit 2011 Geschäftsführer des Unternehmens, an dem der Staat 20 Prozent der Anteile hält.
(A. Lefebvre--BTZ)