Bundesregierung zieht bei Wasserstoffstrategie positive Zwischenbilanz
Grüner Wasserstoff soll ein zentraler Baustein für das Erreichen der Klimaziele und das Gelingen der Energiewende sein - rund ein Jahr nach der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung nun eine positive Zwischenbilanz gezogen. Deutschen Unternehmen und Forschungseinrichtungen komme "weltweit eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von grünen Wasserstofftechnologien zu", heißt es in dem am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedeten Bericht zur bisherigen Umsetzung der Strategie.
Zugleich seien weitere Anstrengungen in Forschung und Entwicklung "unumgänglich, um diese Position zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen langfristig zu sichern", heißt es in dem Bericht weiter. Nach Angaben der Bundesregierung gibt es vor allem zwei entscheidende Hebel, an denen nun "mit ganzer Kraft" angesetzt werden müsse: der weitere "Markthochlauf von Wasserstofftechnologien" und die Verfügbarkeit ausreichender Importmengen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hob die milliardenschweren staatlichen Investitionen in dutzende Wasserstoff-Projekte hervor. "Wir stellen über acht Milliarden Euro für 62 Wasserstoffprojekte zur Verfügung, davon rund zwei Milliarden für die Stahlindustrie", erklärte er am Mittwoch. Bereits im Juni hatte Altmaier angekündigt, dass mit der Förderung der Projekte mit Bundes- und Landesmitteln weitere Milliardeninvestitionen auch aus dem privatwirtschaftlichen Bereich angeschoben werden sollten.
Hintergrund ist, dass für den Umbau hin zur Wasserstoffwirtschaft enorme Investitionen nötig sind. Eine besondere Rolle spielt zudem, unter dem Einsatz welcher Energieträger Wasserstoff in reiner Form gewonnen wird - von grünem Wasserstoff wird gesprochen, wenn dieser aus Erneuerbaren stammt.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sieht in Wasserstoff, der unter anderem in Brennstoffzellen Strom erzeugen und damit Fahrzeuge antreiben kann, eine wichtige Technik auch für den Verkehrssektor. "Wir brauchen Wasserstoff, um die Klimaschutzziele im Verkehrsbereich zu erreichen", teilte er nach der Kabinettssitzung mit. Wichtig sei nun, "dass es wirtschaftliche Projekte auf dem Markt gibt". Zudem müsse Wasserstoff "für die Menschen erlebbar" werden.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) verwiesen auf die Bedeutung von Importen und internationalen Wasserstofflieferketten. "Grüner Wasserstoff benötigt riesige Mengen an erneuerbaren Energien", erklärte Müller. Die Klimaziele würden "nur zusammen mit den Entwicklungsländern" erreicht. Die Voraussetzungen für die Produktion seien in vielen Ländern des Südens "ideal", beispielsweise in Nordafrika oder Brasilien.
"Deutschland bleibt Energieimportland", erläuterte Karliczek. "Daher müssen wir rasch mit unseren ausländischen Partnern die Lieferketten für Grünen Wasserstoff bilden", fügte sie hinzu. Zugleich gelte es in Deutschland, Elektrolysekapazitäten aufzubauen und industrielle Schlüsselprozesse auf grünen Wasserstoff umzustellen.
Karliczek stellte am Mittwoch in Berlin zudem den Prototypen eines Autos vor, das mit dem synthetischen Kraftstoff Methanol angetrieben werden kann. Grundlage davon ist wiederum grüner Wasserstoff - sowie CO2, das in der Stahlindustrie anfällt und damit nach den Worten der Ministerin zu Kraftstoff "recycelt" werden soll.
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)