"Eine schmerzende Niederlage": Finnland scheitert an Mirantschuks Zauberfuß
Weil Russlands Mirantschuk ein Traumtor erzielt, verliert Finnland in St. Petersburg. Der Traum vom Achtelfinale lebt aber noch.
St. Petersburg (SID) Sichtlich geknickt und dennoch aufrecht marschierten die Finnen, angeführt von Lukas Hradecky, zu ihren applaudierenden Fans. Viele Minuten lang feierte der weißblaue Anhang den tapferen EM-Neuling, der gegen Russland alles probiert und für den der großartige Keeper Hradecky fast alles gehalten hatte. Doch der linke Zauberfuß von Alexej Mirantschuk und eine 0:1 (0:1)-Niederlage in St. Petersburg sorgten dafür, dass der Achtelfinal-Traum der Überraschungself nicht wahr wurde.
Oder besser: noch nicht wahr geworden ist. Denn nach der ersten EURO-Niederlage überhaupt hat Finnland weiterhin die Chance, als nächster nordischer Underdog in die K.o.-Runde zu stürmen. Im entscheidenden Gruppenspiel gegen den hohen Favoriten Belgien müssen Teemu Pukki und Co. nun aber ein Fußball-Wunder verbringen, um wie Island 2016 das Achtelfinale zu erreichen.
"Das ist wirklich enttäuschend. Eine schmerzende Niederlage", sagte Torjäger Joel Pohjanpalo, neben dem Leverkusener Torwart Hradecky der stärkste Finne: "Wir hatten unsere Möglichkeiten, aber dann, leider, trifft der Kerl so ein Ding. Wir müssen jetzt vom Russland-Spiel wegkommen und uns auf Belgien fokussieren."
Ein Traumtor von Mirantschuk (45.+2) sorgte für die erste Niederlage der Finnen, die vier Tage zuvor unter den dramatischen Umständen des Zusammenbruchs von Christian Eriksen 1:0 in Dänemark gewonnen hatten. Die vom früheren Dresdner Bundesliga-Torwart Stanislaw Tschertschessow trainierten Russen vermieden nach der 0:3-Auftaktpleite gegen Belgien einen möglichen K.o. und dürfen weiter auf das Achtelfinale hoffen.
"Wenn man konzentriert ist und Freude am Fußball hat, dann kann man es den Fans auch zeigen", sagte Mirantschuk: "Heute hatten wir Spaß, das hat man auf dem Feld gesehen."
Die weiteren Gruppengegner Dänemark und Belgien und treffen am Donnerstag (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) aufeinander. Die beiden finalen Spiele in St. Petersburg zwischen Finnland und Belgien sowie in Kopenhagen zwischen Dänemark und Russland finden am Montag (21.00 Uhr/ARD und/oder Magenta TV) statt.
Am Mittwoch erinnerten die Finnen noch einmal an die schrecklichen Szenen in Kopenhagen. "Get well Christian!", prangte als Schriftzug auf den Aufwärmtrikots, die angesichts des Herzstillstandes des mittlerweile halbwegs wiederhergestellten Dänen-Stars Eriksen ihren ersten EM-Sieg kaum hatten genießen können.
Vor 34.067 Zuschauern in St. Petersburg bemühten sich aber vor allem der erneut brandgefährliche Ex-Schalker Teemu Pukki und sein Sturmpartner Pohjanpalo (Union Berlin) von Anfang an, für wirkliche Partystimmung zu sorgen. Bereits in der dritten Minute flog Pohjanpalo in eine Flanke und köpfte zum vermeintlichen 1:0 ein - der VAR stellte aber eine hauchdünne Abseitsstellung fest.
Die Russen benötigten ein wenig Zeit, um ins Spiel zu finden, kamen dann aber zu einer ganzen Reihe an Chancen, der starke Hradecky hatte reichlich Arbeit. Ein kleines Wunderwerk war dann der Führungstreffer kurz vor der Pause. Der Teamkollege von Robin Gosens bei Atalanta Bergamo nahm den Ball im Strafraum auf kleinstem Platz an und zirkelte ihn durch mehrere Abwehrspieler hindurch mit links in den Winkel.
Finnland zeigte sich keineswegs schockiert und lieferte dem großen Nachbarn nach der Pause ein durchaus attraktives Duell auf Augenhöhe. Die Russen fanden bei ihren besten Chancen in Hradecky ihren Meister.
(A. Walsh--BTZ)