Gündogan: Fußballer sind einsam
Nationalspieler Ilkay Gündogan sieht sein Leben als Fußball-Profi von Einsamkeit geprägt. "Ich habe meine Eltern oder meinen Bruder seit über acht Monaten nicht gesehen, den Rest meiner Familie seit über einem Jahr nicht, und meine besten Freunde sind weit weg", schreibt Gündogan in der Players Tribune.
Das liege nur zum Teil an der Pandemie, das Gefühl der Einsamkeit spüre er schon seine gesamte Karriere über, betonte er. "Das ist da, seit ich mit 18 mein Zuhause verlassen habe", sagte Gündogan, "als Fußballer ist dieses Gefühl unausweichlich." Er wolle sich darüber nicht beklagen, "wir sind reich und berühmt und dürfen tun, was wir lieben". Und er würde auch nicht tauschen wollen, aber er habe dem Fußball seine Jugend "geopfert".
Besonders eingebrannt hat sich ihm, wie ihn Schalke 04 im Alter von acht Jahren nach einer Verletzung aussortiert habe. "Das hat mich hart getroffen", schreibt Gündogan (30), für ihn habe es sich angefühlt, als wäre sein Traum von der Profikarriere geplatzt. Als er drei Jahre später das Angebot zur Rückkehr erhielt, war die Wunde noch nicht verheilt: Gündogan lehnte ab.
Als "einfach nur traurig" empfindet es der gebürtige Gelsenkirchener, wenn er aufgrund seiner türkischen Herkunft auf Vorurteile stoße. Zu Beginn seiner Zeit bei Borussia Dortmund 2011 habe er bei der Wohnungssuche skeptische Blicke geerntet nach dem Motto: "Meinst du, der kann sich das wirklich leisten?"
Gündogan fühlt sich deutsch, aber auch türkisch - doch er höre oft, dass er weder das eine noch das andere sei. "Was bin ich dann?", fragt er.
(O. Petrow--BTZ)