Widerstandsgruppe will weiter gegen "illegitime" Taliban-Regierung kämpfen
Nach der Eroberung des Pandschir-Tals hat Afghanistans letzte Widerstandsgruppe die neue Regierung der Taliban als "illegitim" bezeichnet. "Sehen Sie sich nur die Anzahl der Terroristen in diesem Kabinett an", sagte Ali Maisam Nasari, Sprecher der Nationalen Widerstandsfront (NRF), im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Führung sei dazu bestimmt, als "Paria-Regierung" zu enden - also international geächtetet und isoliert. Die NRF rief erneut zum Widerstand gegen die Herrscher am Hindukusch auf.
"Das Narrativ der modernen Taliban ist vorbei. Es gibt keine Taliban, die eine inklusive Regierung wollen", sagte Nasari weiter. Von diesen Menschen seien keine Reformen zu erwarten. Die NRF hatte trotz ihrer Niederlage im Pandschir-Tal zum "nationalen Widerstand" aufgerufen.
Die Taliban hatten am Dienstag die ersten Kabinettsmitglieder ihrer neuen Regierung vorgestellt. Das Kabinett besteht ausschließlich aus Mitgliedern der islamistischen Miliz, Frauen sind nicht vertreten. Das Innenministerium wurde dem Hardliner Siradschuddin Hakkani übertragen, der das berüchtigte Hakkani-Netzwerk anführt und zu den meistgesuchten Männern der US-Ermittlungsbehörde FBI zählt. Das Hakkani-Netzwerk wird für zahlreiche Selbstmordanschläge verantwortlich gemacht, die USA stufen es als Terrororganisation ein.
Durch den Ausschluss von Vertretern der zahlreichen Ethnien Afghanistans sowie den Angriff auf das Pandschir-Tal seien die "sozialen Gräben vertieft" worden, sagte Nasari. Ethnische Gruppen, wie die Hasara, seien gegen die Taliban. Diese würden es schwer haben, ihre restriktive Auslegung der Scharia umzusetzen - gegen Menschen, die in den vergangenen 20 Jahren Freiheiten genossen hätten.
"Die Taliban kontrollieren vielleicht mehr Gebiete, aber sie haben nicht die Legitimität, die die Nationale Widerstandsfront hat", sagte Nasari kämpferisch.
Das Pandschir-Tal war vergangene Woche nach heftigen Kämpfen unter die Kontrolle der Taliban gefallen. Das Tal nördlich von Kabul hat eine hohe symbolische Bedeutung. In den 80er Jahren verteidigten sich die Bewohner gegen die Sowjets, in den 90er Jahren war das Tal eine Hochburg des Widerstands gegen die Taliban und fiel nie unter die Kontrolle der Islamisten.
(O. Karlsson--BTZ)