Taliban-Sprecher: Angriffe des IS in Afghanistan werden nach US-Abzug enden
Die radikalislamischen Taliban rechnen nach Angaben ihres Sprechers Sabihullah Mudschahid mit einem Ende der Angriffe durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), sobald alle ausländischen Truppen Afghanistan verlassen haben. "Wir hoffen, dass die vom IS beeinflussten Afghanen ihre Aktionen aufgeben werden, wenn sie sehen, dass eine islamische Regierung ganz ohne die Präsenz von Ausländern gebildet wird", sagte Mudschahid am Wochenende der Nachrichtenagentur AFP.
Gleichzeitig drohte der Taliban-Sprecher mit harten Gegenmaßnahmen, sollte der IS seine Angriffe fortsetzen und für eine "Lage wie im Krieg" sorgen. Die neue Regierung werde sich dann mit den Dschihadisten befassen, warnte er.
Mudschahid bekräftigte, dass die neue Taliban-Regierung erst nach dem Abzug des letzten US-Soldaten bekannt gegeben werde. Derzeit dauerten die Konsultationen noch an, da es darum gehe, bei der Regierungsbildung "verantwortungsbewusst" vorzugehen, sagte der Sprecher. "Das erfordert viel Geduld". Er räumte ein, seine Miliz habe "in dieser Angelegenheit noch einige technische Probleme".
Der regionale Ableger der IS-Miliz in Afghanistan (IS-K) hatte sich unter anderem zu dem verheerenden Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul am Donnerstag bekannt, bei dem mehr als hundert Menschen getötet wurden, darunter 13 US-Armeeangehörige. Am Montag reklamierte er zudem einen Raketenangriff auf den Flughafen für sich.
Obwohl es sich sowohl beim IS als auch bei den Taliban um sunnitische Extremisten handelt, bestehen zwischen beiden Gruppen Differenzen in religiösen und strategischen Fragen. Die IS-Miliz übte scharfe Kritik an dem im Februar 2020 geschlossenen Abkommen der Taliban mit den USA, in dem Washington einen vollständigen Truppenabzug aus Afghanistan zusicherte. Die Taliban hätten damit die Ziele des Dschihad verraten, kritisierte der IS.
Laut dem auf die Überwachung extremistischer Gruppen im Internet spezialisierten US-Unternehmen Site gelobte der IS nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul, den Kampf fortzusetzen.
(I. Johansson--BTZ)