Hisbollah kündigt wegen Treibstoffkrise im Libanon Lieferung aus dem Iran an
Der Anführer der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon, Hassan Nasrallah, hat wegen der Treibstoffknappheit Hilfe aus Teheran angekündigt. Ein iranischer Öl-Tanker solle sich "binnen Stunden" auf den Weg machen, um dringend benötigten Treibstoffnachschub zu liefern, erklärte Nasrallah am Donnerstag. Eine solche Lieferung wäre ein Verstoß gegen bestehende US-Sanktionen gegen den Iran.
Wegen der jüngsten Spannungen zwischen dem Iran und Israel über Angriffe auf Transportschiffe und Tanker warnte Nasrallah Israel davor, die Lieferung aufzuhalten. "Das Schiff wird von dem Moment des Aufbruchs in wenigen Stunden bis zu seiner Ankunft (im Mittelmeer) als libanesisches Gebiet betrachtet", sagte der Hisbollah-Chef.
Die erste Lieferung solle den Treibstoffmangel in Krankenhäusern sowie bei der Herstellung von medizinischen Produkten und Nahrungsmitteln beseitigen. Weitere Lieferungen sollen folgen. Weder der Iran, noch die libanesische Regierung bestätigten die Ankündigung.
Der frühere Ministerpräsident Saad Hariri warnte, Nasrallahs Äußerungen seien "gefährlich". Der iranischen Tanker könnte "zusätzliche Gefahren und Sanktionen für die Libanesen" bedeuten.
Der Libanon wird derzeit von einer der schwersten Wirtschaftskrisen weltweit seit 1850 heimgesucht. Das Land kämpft unter anderem mit Benzin- und Medikamenten-Engpässen. Das libanesische Pfund hat im Vergleich zum Dollar seit Herbst 2019 mehr als 90 Prozent an Wert verloren, auch wenn offiziell noch der feste Wechselkurs von 1,507 Pfund für einen Dollar gilt.
Der bankrotte Staat kann daher zahlreiche Subventionen und Importe nicht mehr finanzieren. Die internationale Gemeinschaft hat hunderte Millionen Euro zur Unterstützung zugesagt. Diese sind jedoch an die Bedingung geknüpft, dass der Libanon eine Regierung bekommt, die in der Lage ist, notwendige Reformen umzusetzen. Die tief gespaltene politische Führungsriege des Landes konnte sich seit dem Rücktritt der letzten Regierung nach der gigantischen Explosion vor einem Jahr bisher aber nicht auf eine neue Führung des Landes einigen.
(B. Semjonow--BTZ)