Äthiopien verteidigt Sperre für internationale Hilfsorganisationen in Tigray
Äthiopiens Regierung hat ihre Entscheidung verteidigt, zwei in der Konfliktregion Tigray tätige internationale Hilfsorganisationen mit vorübergehenden Betätigungssperren zu belegen. Der niederländische Ableger von Ärzte ohne Grenzen (MSF) und die Organisation Norwegian Refugee Council (NRC) hätten "Falschinformationen" verbreitet, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Dies entspreche nicht dem Tätigkeitszweck der Organisationen in Tigray.
Konkrete Beispiele für die "Falschinformation", die von den Organisationen ausgegangen sein soll, nannte die äthiopische Regierung nicht. MSF warf sie zusätzlich vor, "illegale Satellitenfunkgeräte" importiert zu haben. Sowohl MSF als auch NRC hätten zudem ausländische Angestellte ohne ausreichende Arbeitserlaubnisse beschäftigt.
Der Mitteilung zufolge wurde wegen Verstößen gegen Corona-Auflagen auch die in Dubai ansässige und auf Bildung spezialisierte Organisation Al Maktoum mit einer Betätigungssperre belegt. Ob die Organisation in Tigray tätig war, war zunächst unklar.
MSF und NRC hatten am Dienstag mitgeteilt, dass sie zur dreimonatigen Einstellung ihrer Arbeit in Tigray aufgefordert worden seien. NRC-Generalsekretär Jan Egelund hatte zuletzt per Twitter immer wieder die humanitäre Situation in Tigray angeprangert. MSF äußerte sich zurückhaltender, verurteilte aber unter anderem die Zerstörung von Gesundheitsinfrastruktur in der Region.
Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende Gruppe TPLF angegriffen. Ministerpräsident Abiy Ahmed, der 2019 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, begründete den Einmarsch damals damit, dass Aufständische Militärbasen angegriffen hätten. Kurz nach dem Einmarsch in Tigray erklärte Abiy die Rebellen für besiegt, doch gingen die Kämpfe weiter.
Durch die Kämpfe wurden nach UN-Angaben bereits tausende Menschen getötet. Zudem löste der bewaffnete Konflikt eine schwere humanitäre Krise aus. Rund 400.000 Menschen in Tigray leiden nach Angaben der UNO an Hunger.
(A. Williams--BTZ)