Bundespräsident Steinmeier würdigt Oppositionsbewegung in Belarus
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich der Ehrung der belarussischen Oppositionellen und Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch mit dem Bundesverdienstkreuz die Oppositionsbewegung in dem Land gewürdigt. Belarus sei keine "entfernte osteuropäische Verwandte", sagte Steinmeier am Dienstag bei der Zeremonie im Schloss Bellevue. "Seine Menschen sind uns nah, sie verdienen unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung."
Von Alexijewitsch habe Deutschland gelernt, dass "die Freiheit auf der Straße gefeiert, aber im Alltag gelebt sein will". Die Freiheit sei eine "anspruchsvolle Pflanze", die nicht an jedem Ort und aus dem Nichts gedeihe. Über Belarus habe Deutschland im vergangenen Jahr "mehr gelernt, als wir je zuvor wussten". Der in Belarus "friedliche, mutige und noch immer brutal unterdrückte Aufbruch in die Zukunft" habe ein weibliches Gesicht.
Steinmeier würdigte zudem das literarische Werk der 73-Jährigen. Ihre Kunst sei undenkbar ohne die Sowjetunion, in der sie aufwuchs. Was der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Belarus 1941 für die Menschen in dem Land bedeutete, sei "kaum je eindrücklicher erzählt worden" als in ihrem Buch "Die letzten Zeugen". Alexijewitsch hatte 2015 den Literaturnobelpreis erhalten. Sie ist eine scharfe Kritikerin des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko.
Alexijewitsch gehört auch zum Präsidium des Koordinierungsrats der belarussischen Opposition, der einen politischen Wechsel in dem Land herbeiführen will. Seit September vergangenen Jahres hält sie sich in Deutschland auf. Bekannt wurde die Autorin für ihre collagenartigen dokumentarischen Romane, die aus Interviews mit Zeitzeugen besonderer Ereignisse und Epochen zusammengesetzt sind. Ihre Bücher, unter anderem über die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, sind in ihrer belarussischen Heimat verboten.
(D. Wassiljew--BTZ)