Chamenei verurteilt Kritik von Außenminister Sarif am Militär
Irans oberster geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei hat die von westlichen Medien veröffentlichte Kritik des iranischen Außenministers Mohammed Dschawad Sarif am Militär seines Landes verurteilt. Die Äußerungen seien ein "großer Fehler" gewesen, sagte Chamenei am Sonntag in einer TV-Ansprache, ohne den Namen des Ministers zu erwähnen. Die Veröffentlichung der Audio-Aufnahme vor rund einer Woche hatte im Iran scharfe Kritik hervorgerufen.
"Die Politik des Landes umfasst wirtschaftliche, militärische, soziale, wissenschaftliche und kulturelle Aspekte, zusätzlich zu den Auslandsbeziehungen und der Diplomatie", betonte Chamenei. Wenn "der eine (Bestandteil) den anderen verleugnet oder ihm widerspricht, ergibt das keinen Sinn", fügte er hinzu. Bei einem Teil der Äußerungen von Sarif handle es sich um "Äußerungen unserer Feinde" und "US-Rhetorik".
Sarif bat seinerseits am Sonntag die Angehörigen des getöteten Generals Kassem Soleimani um Verzeihung, nachdem er den General in der Aufnahme indirekt kritisiert hatte. Mit Blick auf die Rolle Soleimanis hatte Sarif gesagt, dass das Militär im Iran "im Dienste der Diplomatie" stehen sollte. "Ich hoffe, dass Soleimanis angesehene Familie mir verzeihen wird", schrieb Sarif bei Instagram.
Soleimanis Tochter hatte am Dienstag ein Bild von der blutenden Hand ihres getöteten Vaters im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht. "Das ist der Preis, den das (Schlacht-)Feld für die Diplomatie zahlt", schrieb sie dazu, ohne explizit auf die Aussagen von Sarif einzugehen.
Die von westlichen Medien wie der "New York Times" veröffentlichte mehrstündige Tonaufnahme Sarifs enthält Kritik an der Rolle der Streitkräfte. "In der Islamischen Republik regiert das Militär. Ich habe die Diplomatie zugunsten des Militärs geopfert", hieß es in dem Mitschnitt.
Der von ihm indirekt kritisierte Soleimani hatte die für Auslandseinsätze zuständigen Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden befehligt und galt im Iran als "Mann der Schlachtfelder". Die US-Streitkräfte töteten Soleimani im Januar 2020 bei einem Drohnenangriff in Bagdad.
(H. Müller--BTZ)