Biden setzt in Telefonat mit Erdogan auf "konstruktive" Partnerschaft
US-Präsident Joe Biden hat vor einer erwarteten Anerkennung der Massaker an Armeniern als Völkermord mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert. Biden warb dabei am Freitag nach Angaben des Weißen Hauses für "konstruktive" Beziehungen zwischen beiden Ländern. Notwendig sei ein "effektiver Umgang mit Meinungsverschiedenheiten". Biden und Erdogan vereinbarten demnach ein bilaterales Treffen am Rande des Nato-Gipfels in Brüssel am 14. Juni.
Die beiden Präsidenten telefonierten vor einer für Samstag erwarteten Erklärung, in der Biden die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord anerkennen dürfte. US-Medien hatten zuletzt berichtet, Biden wolle dies als erster US-Präsident offiziell tun. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums bestätigte am Freitag für Samstag eine "Ankündigung" zum "armenischen Genozid".
Das dürfte die Beziehungen der USA zum Nato-Partner Türkei erheblich belasten. In der Presseerklärung des Weißen Hauses zum Telefonat zwischen Biden und Erdogan werden die Massaker an den Armeniern nicht erwähnt.
Der 24. April 1915 markierte den Beginn der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich. Schätzungen zufolge wurden damals von den Soldaten des Osmanischen Reiches zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei wehrt sich vehement gegen die Verwendung des Begriffs Völkermord und spricht von einem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf auf beiden Seiten Hunderttausende ihr Leben verloren.
Der Bundestag hatte die Massaker an den Armeniern im Juni 2016 als Völkermord eingestuft. Dies löste eine schwere diplomatische Krise mit der Türkei aus. Im Dezember 2019 erkannte auch der US-Kongress in einem symbolischen Votum die Massaker als Völkermord an.
(B. Semjonow--BTZ)