Italiens Ministerpräsident setzt auf regionales Vorgehen gegen Corona
Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte setzt angesichts der stark steigenden Corona-Infektionszahlen auf ein regionales Vorgehen in den am stärksten betroffenen Gebieten. "Für das gesamte Staatsgebiet beabsichtigen wir, nur mit einigen wenigen konkreten Maßnahmen einzugreifen", sagte Conte am Montag vor dem Parlament. Am Abend sollen Ankündigungen zu einer nächtlichen Ausgangssperre folgen. Damit widersetzte Conte sich dem Druck von Gesundheitsexperten, einen landesweiten Lockdown zu verhängen.
Die Zeit sei noch nicht reif für einen weiteren landesweiten Lockdown, sagte Conte. Zu den angekündigten landesweiten Maßnahmen zählt eine Halbierung der Plätze in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die Schließung von Einkaufszentren an Wochenenden und die vollständige Schließung von Museen.
Schüler an weiterführenden Schulen sollen künftig Fernunterricht bekommen. In Bars und Kiosken sollen Videospiele verboten werden. Conte kündigte auch ein landesweites dreistufiges Warnsystem an. Für Gebiete mit der höchsten Warnstufe sollen Reisebeschränkungen und weitere Einschränkungen in Kraft treten.
Conte rief die Italiener auf, in diesem "dramatischen Moment vereint zu bleiben". Im Oktober hatte die Regierung bereits in einigen Regionen Ausgangssperren und eine nächtliche Sperrstunde für Bars und Restaurants ab 18.00 Uhr verhängt. Zuletzt hatte es in mehreren Städten Proteste gegen diese Maßnahmen gegeben. Am Rande einiger Demonstrationen kam es zu Ausschreitungen.
Die Maßnahmen der italienischen Regierung bleiben weit hinter den strikten Einschränkungen zurück, die etwa in Frankreich, Großbritannien und Spanien verhängt wurden. Italien war zu Beginn der Pandemie das erste Land in Europa, das stark von dem Virus betroffen war. Zuletzt registrierten die Gesundheitsbehörden fast 30.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden.
Nach Angaben von Conte wurden in Italien am Sonntag 1939 Corona-Patienten auf Intensivstationen behandelt. Mehr als die Hälfte der Intensivbetten sei bereits belegt.
Weltweit sind nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mittlerweile 1,2 Millionen Menschen nach einer Corona-Infektion gestorben. Fast jeder fünfte Todesfall ereignete sich in den USA, insgesamt wurden dort 230.996 Todesfälle registriert. An zweiter Stelle folgen Brasilien mit 160.074 und Indien mit 122.607 Todesopfern. In Europa ist Großbritannien am stärksten betroffen, dort wurden mittlerweile 46.717 Todesfälle registriert.
(A. Bogdanow--BTZ)