Chinesischer Staatssender veröffentlicht "Geständnis" von inhaftiertem Taiwaner
Das chinesische Staatsfernsehen hat das angebliche Geständnis eines Taiwaners veröffentlicht, der wegen illegalen Filmens eines Militärmanövers an der Grenze zwischen Festland-China und Hongkong in China inhaftiert ist. "Es tut mir so Leid. Ich habe viele schlimme Dinge getan", sagt der in eine Häftlingsuniform gekleidete Taiwaner Lee Meng-chu in dem Video. Die chinesischen Behörden werfen Lee die "Gefährdung der nationalen Sicherheit" vor.
Lee war nach Angaben seiner Angehörigen im August vergangenen Jahres verschwunden, nachdem er inmitten der regierungskritischen Massenproteste in Hongkong von der chinesischen Sonderverwaltungszone nach Shenzhen auf dem chinesischen Festland gereist war. Zur gleichen Zeit fanden nahe der Grenze zu Hongkong Übungen unter Beteiligung Tausender chinesischer Militärpolizisten in einem Stadion in Shenzhen statt.
"Ich habe mein Handy genommen, um einige Videos aufzunehmen", sagt Lee in der vom Staatssender CCTV veröffentlichten Aufnahme. Laut dem Sender war der Taiwaner allein zum Zweck der Beobachtung der Manöver nach Shenzhen gereist. Er nahm demnach 16 Videos und 48 Fotos auf und wurde festgenommen, nachdem er einige von ihnen ins Internet gestellt hatte.
Menschenrechtsorganisationen werfen China regelmäßig vor, Geständnisse von Gefangenen zu erzwingen, die dann im Fernsehen gezeigt werden. In der Volksrepublik wird auch die Justiz von der regierenden Kommunistischen Partei kontrolliert.
Die chinesische Zentralregierung hat den taiwanischen Behörden in den vergangenen Monaten immer wieder vorgeworfen, die Peking-kritischen Proteste in Hongkong zu unterstützen. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll - notfalls mit Gewalt.
(D. Wassiljew--BTZ)