Knappe Mehrheit gegen Loslösung Neukaledoniens von Frankreich
Die Bewohner des französischen Überseegebiets Neukaledonien haben sich in einem Referendum knapp gegen eine Loslösung von Frankreich entschieden. Bei der Abstimmung am Sonntag votierten rund 53 Prozent laut amtlichem Endergebnis gegen die Abspaltung, wie die Behörden mitteilten. Die Beteiligung lag demnach bei 85,6 Prozent.
Es war bereits das zweite Referendum zu einer Abspaltung von Frankreich binnen zwei Jahren. Bei der vorangegangenen Abstimmung im November 2018 hatten noch 56,7 Prozent gegen die Loslösung von Frankreich gestimmt. Diesmal waren es nur noch 53,26 Prozent. Ein 1998 unterzeichnetes Abkommen sieht bis zu drei Referenden bis 2022 vor, sollte die Unabhängigkeit in einer ersten und zweiten Volksabstimmung abgelehnt werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brachte sein "tiefes Gefühl der Dankbarkeit" und seine "Demut" angesichts des Ergebnisses zum Ausdruck. In einer Ansprache im Elysée-Palast wandte er sich auch an die Verfechter der Unabhängigkeit Neukaledoniens: "Nur zusammen werden wir das Neukaledonien von morgen aufbauen", sagte er. Er würdigte zudem die hohe Wahlbeteiligung trotz der schwierigen Bedingungen inmitten der Corona-Pandemie.
In den 1980er Jahren hatten Konflikte zwischen Nachfahren der sich selbst als "Kanaken" bezeichnenden Ureinwohner und europäischstämmigen Bewohnern gewalttätige Zusammenstöße ausgelöst, bei denen mehr als 70 Menschen starben. Als Reaktion wurde das Nouméa-Abkommen geschlossen, das eine Dezentralisierung der Macht sowie bis zu drei Unabhängigkeitsreferenden bis 2022 vorsieht.
Die östlich von Australien gelegene Inselgruppe gehört seit 1853 zu Frankreich und besitzt nach wie vor geostrategische Bedeutung für Paris. Zudem lagert dort ein Viertel der weltweiten Nickelvorkommen - ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung elektronischer Geräte.
Unabhängigkeitsgegner verweisen unter anderem auf die 1,3 Milliarden Euro, die der französische Staat jedes Jahr in die öffentlichen Kassen Neukaledoniens fließen lässt. Andere befürchten einen größeren Einfluss Chinas im Pazifik, sollte Frankreich in der Region weniger präsent sein.
(K. Petersen--BTZ)