Türkei wandelt weitere historische Kirche in Moschee um
Sechs Wochen nach der Umwandlung der weltberühmten Hagia Sophia in eine Moschee hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine weitere ehemalige orthodoxe Kirche zum muslimischen Gebetshaus erklärt. Die Anordnung vom Freitag betrifft das heutige Kariye-Museum in Istanbul. Das Oberste Verwaltungsgericht des Landes hatte die Umwandlung in eine Moschee bereits im November vergangenen Jahres gebilligt.
Die tausend Jahre alte byzantinische Chora-Kirche war 50 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 zur Kariye-Moschee umgewidmet worden. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde aus dem Sakralbau, der für seine Mosaiken und Fresken berühmt ist, das Kariye-Museum.
In einer Zeit der wirtschaftlichen Ungewissheit und Unsicherheit wegen der Corona-Pandemie hat Erdogan mit der Umwidmung des Gebäudes seine konservative Anhängerschaft in den Blick. In der Orthodoxen und der Katholischen Kirche stößt sein Vorgehen dagegen auf scharfe Kritik. Das griechische Außenministerium bezeichnete den Schritt als "weitere Provokation für gläubige Menschen überall".
Im Juli war bereits die Hagia Sophia in Istanbul wieder zur Moschee umgewidmet worden. Sie wurde im 6. Jahrhundert zunächst als Basilika errichtet und war hunderte Jahre lang Reichskirche der Byzantiner. Auch sie wurde nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen in eine Moschee umgewandelt und nach der türkischen Republikgründung 1935 zum Museum. Die ehemalige byzantinische Kathedrale gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und zieht Touristen aus aller Welt an.
(I. Johansson--BTZ)