US-Wissenschaftler fordern von Trump Verzicht auf Wiederaufnahme von Atomtests
Dutzende renommierte US-Wissenschaftler haben in einem Appell an Präsident Donald Trump einen Verzicht auf die Wiederaufnahme von Atomwaffentests gefordert. Auf den Tag genau 75 Jahre nach dem ersten US-Atomtest veröffentlichten rund 70 Wissenschaftler, unter ihnen mehrere Nobelpreisträger, einen offenen Brief in der Fachzeitschrift "Science".
Darin warnten sie vor einer Abkehr der USA von einem seit 1992 bestehenden Atomtest-Moratorium. Eine Wiederaufnahme der Tests erhöhe die Gefahr eines atomaren Wettrüstens sowie eines Atomkriegs und schade der Umwelt. Mit Blick auf die schädlichen Auswirkungen von Atomwaffen auf "die Menschheit und die Erde" riefen die Wissenschaftler die US-Regierung auf, von möglichen Plänen für neue Atomtests abzusehen.
Die "Washington Post" hatte Ende Mai berichtet, dass die USA als Warnung an Russland und China erstmals seit 1992 einen Atomtest in Erwägung gezogen hätten. Die Regierung habe diese Möglichkeit diskutiert, meldete die Zeitung unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsmitarbeiter sowie zwei ehemalige US-Beamte. Dem Bericht zufolge blieb das Gespräch vom 15. Mai zunächst ohne Ergebnis.
Ein US-Atomtest würde eine dramatische Abkehr von der bisherigen US-Verteidigungspolitik bedeuten und andere Atommächte alarmieren. Länder wie Nordkorea, Indien und Pakistan könnten dies als Freibrief für eigene Tests ansehen, schrieben die Wissenschaftler in dem "Science"-Artikel. "Während des Kalten Kriegs haben die USA 1030 Atomtests vorgenommen, mehr als alle anderen Atommächte zusammen", schrieben die Forscher. Sie forderten die USA auf, den 1996 unterzeichneten Atomteststopp-Vertrag (CTBT) nun endlich auch zu ratifizieren.
Das Weiße Haus hat die Spekulationen über eine mögliche Wiederaufnahme von Atomtests bislang nicht kommentiert. In einer Mitteilung am Donnerstag betonte Trump, dass die atomare Abschreckung ein entscheidender Faktor zur Abwehr von Gefahren für die Sicherheit der USA sei. Washington halte sich aber an das seit 1992 geltende Moratorium. Zugleich warf das Weiße Haus Russland vor, mit nuklearen Waffen zu experimentieren. Auch China habe vermutlich solche Tests vollzogen.
(I. Johansson--BTZ)