Missbrauchsbeauftragter fürchtet Gefahren für Kinder durch Kontaktbeschränkungen
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, sorgt sich wegen der Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Krise um gefährdete Kinder. "Die starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens können die Gefahr für Gewalt in der Familie insgesamt und auch für sexuellen Kindesmissbrauch erhöhen", warnte er am Dienstag. "Eine mögliche Gefährdungslage oder Zuspitzung einer familiären Krisensituation wird noch schwerer bemerkt werden, ein Kind in Not noch leichter aus dem Blick geraten."
Rörig appellierte an die Bürger, es sei jetzt "wichtiger denn je, innerfamiliär nicht wegzuschauen, sondern zu handeln, wenn ein Verdacht oder ein komisches Gefühl besteht". Gerade in Zeiten der physischen Distanz dürften "schützende soziale Nähe und Verantwortung" nicht aufgegeben werden.
Der Missbrauchsbeauftagte forderte zugleich, "gerade während und auch nach der Corona-Krise" den Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie verstärkt fortzuführen. Dazu seien "ein starker politischer Wille und auch künftig zusätzliche personelle, technische und finanzielle Ressourcen erforderlich".
Rörig verwies in diesem Zusammenhang auf die am Dienstag vorgestellte polizeiliche Kriminalstatistik für 2019. Demnach stieg die Zahl der Delikte rund um kinderpornografisches Material - etwa Besitz und Verbreitung - um 65 Prozent im Vergleich zu 2018.
Die Daten zeigten "unendliches Leid von Kindern und Jugendlichen durch sexuelle Gewalt", erklärte Rörig. Sie seien ein Beleg dafür, dass die bisherigen Anstrengungen von Politik und Gesellschaft "noch lange nicht ausreichen und viel zu schleppend voranschreiten".
(A. Walsh--BTZ)