Julian Assange beschwert sich bei Anhörung über zu großen Abstand zu Anwälten
Wikileaks-Gründer Julian Assange hat am Mittwoch eine Anhörung im gegen ihn laufenden Auslieferungsverfahren unterbrochen, um sich über die zu große räumliche Distanz zu seinen Anwälten zu beschweren. "Ich kann nicht wirklich vertraulich mit meinen Anwälten sprechen", sagte der 48-jährige Australier, der von seinen Verteidigern und dem Rest des Gerichtssaals im Gericht von Woolwich im Südosten Londons durch eine Glasscheibe getrennt war.
"Ich kann ihnen keine Fragen stellen, ich kann ihnen keine Anweisungen geben", sagte Assange weiter. "Da sitzt eine ganze Reihe von Leuten und es gibt Mikrofone." US-Beamte hätten "hundertmal mehr Kontakt mit ihrem juristischen Team", kritisierte der Wikileaks-Gründer.
Richterin Vanessa Baraitser, die zuvor seine Verteidigung gebeten hatte, sich nach seinem Zustand zu erkundigen, weil Assange müde gewirkt habe, beendete den Zwischenfall mit der Anordnung einer kurzen Pause. "Angeklagte haben im Allgemeinen nichts zu sagen, bis sie selbst aussagen müssen", erklärte Baraitser und fügte hinzu, es sei "völlig unüblich, Angeklagte für sich selbst sprechen zu lassen".
Assanges Anwalt Edward Fitzgerald sagte, dass sein Mandant "für niemanden eine Bedrohung" darstelle. Er werde daher fordern, dass Assange bei künftigen Anhörungen wie alle anderen Teilnehmer im Gerichtssaal sitzen dürfe.
Richterin Baraitser warnte daraufhin, es werde schwierig sein, diesem Antrag stattzugeben. Hierfür sei vermutlich ein Antrag auf Kaution erforderlich, der zuvor bereits abgelehnt worden war. Ein Vertreter der US-Regierung, James Lewis, kündigte an, er werde sich gegen einen solchen Antrag wenden.
Assange kämpft seit Montag vor dem Londoner Gericht gegen seine Auslieferung an die USA. Dort drohen ihm im Falle einer Verurteilung 175 Jahre Haft. In dieser Woche finden die ersten Anhörungen statt; im Mai wird das Verfahren fortgesetzt. Dann sollen Zeugen vorgeladen werden.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt. Sie enthielten hochbrisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.
(W. Winogradow--BTZ)