![Internet-Aktivist in Russland wegen Drogenbesitzes in Haft genommen](https://www.berlinertageszeitung.de/media/shared.btz/images/img-auto/1f/ee/37/Internet-Aktivist-in-Russland-wegen-2020-02-24.jpg)
Internet-Aktivist in Russland wegen Drogenbesitzes in Haft genommen
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In Russland ist erneut ein Internet-Aktivist wegen Drogenbesitzes in Untersuchungshaft genommen worden. Alexander Litrejew sei am Sonntag in Jekaterinburg festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Litrejew, der eine Smartphone-App zur Meldung von Festnahmen bei Demonstrationen entwickelt hat, hatte demnach weniger als ein Gramm Ecstasy dabei. Bürgerrechtsgruppen prangerten die Inhaftierung als politisch motiviert an und verlangten die Freilassung Litrejews.
Obwohl er die Vorwürfe eingeräumt und Reue gezeigt habe, sei Litrejew für zwei Monate in U-Haft genommen worden, sagte sein Anwalt Alexej Buschmakow. Litrejew hat die App Krasnaja Knopka (Roter Knopf) entwickelt, mit der Demonstranten nach einer Festnahme schnell ihre Angehörigen und Bürgerrechtsaktivisten informieren und den Ort ihres Polizeigewahrsams mitteilen können.
Litrejews Festnahme erinnert an den Skandal um den zu Unrecht beschuldigten Investigativ-Journalisten Iwan Golunow: Der im vergangenen Juni wegen falscher Drogenvorwürfe festgenommene Reporter kam nach massiven Protesten wieder frei, die Anklage gegen ihn wurde fallengelassen. Nun sitzen fünf ehemalige Polizisten in Haft, die Drogen im Rucksack und in der Wohnung des Journalisten platziert haben sollen.
Litrejew lebt eigentlich in Estland und war nur für einen Tag nach Jekaterinburg gereist, um eine Frau zu treffen, die er im Online-Dienst Instagram kennengelernt hatte, wie sein Anwalt dem Internetportal Medusa sagte. Der bekannte Kreml-Kritiker und Oppositionspolitiker Alexej Nawalny schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, Litrejew sei offenbar extra nach Russland "gelockt" worden, um ihn zu verleumden. Die Instagram-Bekanntschaft sei eine "Sex-Falle wie aus dem Lehrbuch" gewesen, erklärte Nawalny.
Die Organisation Rosusnik, die für die Rechte von Gefangenen in Russland eintritt, forderte die "sofortige Freilassung" Litrejews. Die Inhaftierung eines Menschen, "der ein nicht-schwerwiegendes Vergehen eingeräumt" habe, sei ein "Skandal".
Die laut Berichten 19-jährige Instagram-Bekanntschaft selbst wies den Vorwurf, ein Lockvogel gewesen zu sein, zurück. Russischen Medien sagte die Frau, sie sei zunächst ebenfalls in Gewahrsam genommen worden, bevor man sie freiließ.
Nach Angaben von Medusa arbeitete Litrejew früher auch für Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung. Litrejew leitet zudem die Firma Vee Security, die VPN-Verbindungen für den Zugang zu in Russland gesperrten Internetseiten anbietet.
Menschenrechtsaktivisten werfen der russischen Polizei vor, Aktivisten und Oppositionelle verstärkt mit vorgeblichen Drogendelikten zum Schweigen zu bringen.
(W. Winogradow--BTZ)