
Bosnien beginnt mit Räumung von umstrittenem Flüchtlingslager

Nach massiver Kritik an den Zuständen in einem provisorischen Flüchtlingslager hat Bosnien mit der Räumung des Camps an der Grenze zu Kroatien begonnen. Hunderte Migranten wurden am Dienstag mit Bussen aus dem Flüchtlingslager in Vucjak abgeholt, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Nach Behördenangaben werden die Menschen zunächst in einer offiziellen Aufnahmestelle in der Nähe von Sarajevo untergebracht und später in ein noch im Bau befindliches Zentrum nahe der Hauptstadt verlegt.
Das auf einer Mülldeponie gelegene Flüchtlingslager in Vucjak war im Juni entstanden. Migranten aus Asien, Nordafrika und Nahost leben dort in Zelten ohne Zugang zu fließendem Wasser, Heizungen oder Sanitäranlagen. Das Gebiet im Nordwesten Bosniens gilt zudem wegen der vielen Landminen aus den Balkan-Kriegen der 90er Jahre als gefährlich.
Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hatte das Camp vergangene Woche besucht und angesichts der verheerenden Zustände und sinkenden Temperaturen vor Todesfällen gewarnt. Sie rief zur sofortigen Auflösung des Flüchtlingslagers auf.
In unmittelbarer Nähe zu Kroatien - und damit der EU-Grenze - gelegen, diente das Camp in den vergangenen sechs Monaten tausenden Flüchtlingen als Durchgangsstätte auf dem Weg in die EU. Örtlichen Medienberichten zufolge verließen in den vergangenen Tagen mehrere hundert Menschen das Lager in Richtung Grenze.
In Bosnien leben etwa 8000 Migranten, 5000 von ihnen in von der UNO betriebenen Aufnahmezentren. Viele Migranten versuchen, über Bosnien in die EU zu gelangen. Weil die kroatische Grenzpolizei die Flüchtlinge oft abweist, bleiben sie oft lange Zeit in dem von Armut geprägten Land.
Gerade im Winter leben Flüchtlinge in vielen europäischen Ländern unter gefährlichen Bedingungen. In der an der Grenze zur Türkei gelegenen griechischen Region Evros wurden in den vergangenen Tagen die Leichen von sechs erfrorenen Migranten gefunden, wie ein Rechtsmediziner des Krankenhauses von Alexandroupoli am Dienstag mitteilte. Die zwei Frauen und vier Männer seien zwischen Donnerstag und Sonntag an Unterkühlung gestorben, sagte der Arzt.
Allein auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos leben mehr als 37.000 Menschen in Flüchtlingslagern, die eine Gesamtkapazität von nur 6200 Plätzen haben. Aus Protest gegen den Plan der Regierung, neue Aufnahmestätten für Asylbewerber zu schaffen, haben die städtischen Einrichtungen der fünf Inseln für Mittwoch Streiks angekündigt.
(O. Petrow--BTZ)