Gewählter slowakischer Präsident fordert nach Attentat Aussetzen des Wahlkampfs
Einen Tag nach dem Attentat auf den slowakischen MinisterpräsidentenRobert Fico hat designierte Staatspräsident Peter Pellegrini alle Parteien aufgefordert, den Wahlkampf für die Europawahl im Juni auszusetzen. "Ich rufe alle politischen Parteien in der Slowakei auf, ihren Europawahlkampf vorübergehend auszusetzen oder deutlich einzuschränken", erklärte Pellegrini am Donnerstag in Bratislava vor Journalisten. Das Land könne sich derzeit keine weiteren Konfrontationen oder gegenseitige Beschuldigungen erlauben, fügte er hinzu.
Pellegrini, der ein Verbündeter des russlandfreundlichen Fico ist, war Anfang April in einer Stichwahl zum neuen Präsidenten gewählt worden. Mit der Wahl Pellegrinis wurde der Regierungskurs der Abkehr von einer Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland unterstrichen.
Die amtierende Präsidentin Zuzana Caputova, die ihr Amt im Juni abgibt, verurteilte ihrerseits den "brutalen und unverantwortlichen" Schusswaffenangriff auf den Regierungschef. "Ich bin schockiert. Ich wünsche Robert Fico viel Kraft in diesem kritischen Moment", erklärte Caputova bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem Nachfolger.
Die Slowakei müsse aus dem "Teufelskreises des Hasses und der gegenseitigen Beschuldigungen" herauskommen, forderte die Präsidentin. "Was gestern passiert ist, war eine individuelle Tat, aber die angespannte Atmosphäre des Hasses ist unser gemeinsames Werk", betonte Caputova.
Fico war am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung in der Kleinstadt Handlova im Zentrum des Landes von mehreren Schüssen getroffen worden. Er wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.
Der mutmaßliche Attentäter - nach Angaben des Innenministers ein 71-jähriger Schriftsteller - wurde festgenommen. Am Donnerstagmorgen wurde der Gesundheitszustand Ficos als stabil, aber weiterhin "sehr ernst" angegeben.
C. Fournier--BTZ