Iran weist US-Vorwürfe zu Tanker-Angriffen zurück
Die Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman haben die Spannungen zwischen den USA und dem Iran weiter verschärft. US-Außenminister Mike Pompeo machte am Donnerstagabend Teheran für die Attacken verantwortlich, ohne jedoch konkrete Beweise vorzulegen. Der Iran wies die Vorwürfe als "gegenstandslos" zurück und bezeichnete die USA wegen ihres "aggressiven" Vorgehens als "schwere Bedrohung für die Stabilität" der Region.
"Es ist die Einschätzung der USA, dass die Islamische Republik für die Angriffe verantwortlich ist", sagte Pompeo, lieferte aber keine konkreten Belege für seine Anschuldigung. Die US-Einschätzung stützt sich seinen Angaben zufolge auf Geheimdiensterkenntnisse, die Art der eingesetzten Waffen und den "Grad an Expertise", mit dem die Attacken ausgeführt wurden.
Pompeo sprach von einer "klaren Bedrohung für die internationale Sicherheit", einem "unverhohlenen Angriff auf die Freiheit der Schifffahrt und einer inakzeptablen Kampagne des Iran zur Eskalation der Spannungen". Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates bekräftigte US-Botschafter Jonathan Cohen, alle Hinweise ließen auf eine Verantwortung Teherans schließen.
Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif wies die Vorwürfe jedoch als "gegenstandslos" zurück. Die US-Regierung beschuldige den Iran, ohne einen "Schnipsel" Beweise vorzulegen, kritisierte er. Die USA wollten die diplomatischen Bemühungen etwa von Japans Ministerpräsidenten Shinzo Abe sabotieren, um ihren "Wirtschaftsterrorismus" gegen den Iran zu verschleiern.
Irans Präsident Hassan Ruhani bezeichnete die USA als "schwere Bedrohung für die Stabilität" in der Region. Die US-Regierung habe in den vergangenen zwei Jahren eine "aggressive Herangehensweise" gezeigt und "alle internationalen Regeln" verletzt, sagte Ruhani bei einem Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Kirgistan.
Der norwegische Tanker "Front Altair" und die "Kokuka Courageous" aus Japan hatten am Donnerstagmorgen im Golf von Oman einen Notruf abgesetzt, nachdem es bei beiden Schiffen an der Wasserlinie Explosionen gegeben hatte. Auf der "Front Altair" gab es laut der norwegischen Seefahrtsbehörde drei Explosionen. Erst nach mehreren Stunden konnte das Feuer an Bord gelöscht werden.
Die Besatzung des japanischen Tankers berichtete ihrerseits, ein "fliegendes Objekt" habe ihr Schiff getroffen. "Es gab eine Explosion, und es bohrte sich in das Schiff", sagte der Chef der Schifffahrtsgesellschaft Kokuka Sangyo, Yutaka Katada. Demnach hatte es bereits drei Stunden zuvor einen Angriff gegeben, woraufhin die Besatzung "Ausweichmanöver" vorgenommen habe.
Das US-Zentralkommando veröffentlichte ein Video, das ein Patrouillenboot der iranischen Revolutionsgarden zeigen soll, wie es am Nachmittag an der "Kokuka Courageous" festmacht, um eine nicht explodierte Haftmine vom Rumpf zu entfernen. Der iranische Sender Press TV erklärte dagegen, die Revolutionsgarden seien die Ersten vor Ort gewesen, um die Besatzung zu retten.
Die 21 Crew-Mitglieder der "Kokuka Courageous" wurden erst von einem Schlepper und dann einem US-Zerstörer aufgenommen. Die 23 Seeleute des norwegischen Tankers wurden dagegen von der iranischen Marine an Land gebracht. Press TV zeigte Bilder der Seeleute und versicherte, alle seien bei "guter Gesundheit". Ein Mann dankte dem Iran für seine "Gastfreundschaft".
Die Bundesregierung forderte eine eingehende Untersuchung der Angriffe. Über die Urheberschaft habe Berlin "keine eigenen Erkenntnisse", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer. Die Vereinigten Arabischen Emirate beklagten eine "gefährliche Eskalation" in der Region. China forderte, den "Konflikt durch Dialog beizulegen".
Die Tanker-Angriffe erfolgten einen Monat nach "Sabotageakten" gegen vier Schiffe vor der Küste der Emirate. Auch in diesen Fällen machten die USA sowie Saudi-Arabien den Iran verantwortlich. Teheran wies die Vorwürfe zurück. Die USA hatten zuvor ihre Truppen in der Golfregion unter Verweis auf eine angebliche Bedrohung durch den Iran massiv verstärkt.
(A. Lefebvre--BTZ)