De Maizière rät Politikern zu Freunden außerhalb der Politik
Der frühere Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) hat einen dringenden Rat an aktive Politiker: Sie sollen sich echte Freunde außerhalb der Politik suchen. "Man muss einen Freund haben, der einen in den Arm nimmt und bei dem man sagen kann: Mir geht es richtig schlecht", sagte de Maizière den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Samstagsausgaben).
So etwas sei nur außerhalb der Politik möglich: "Bei politischen Freunden gilt das vielleicht als Schwäche oder wird weitererzählt." Für Politiker sei es wichtig, "im Freundeskreis auch andere Perspektiven" mitzubekommen, sagte der Christdemokrat. "Wer einsam ist in so einer Lage, der ist zu bedauern."
Gegen Angriffe könnten sich auch Politiker nicht ganz immun machen, sagte de Maizière. "Aber man kann sich Hornhaut aneignen. Wer alles in sich reinfrisst, kann den politischen Alltag nicht lange überstehen." Zudem helfe Erfahrung: "Wenn man mal ein, zwei Krisen durchgestanden hat, wird man unempfindlicher."
De Maizière hatte als Bundesverteidigungs- und -innenminister jahrelang politische Verantwortung getragen. Im vergangenen Jahr wurde er von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht wieder in die Ministerrunde berufen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh de Maizière am Freitag das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Dies sei "ein Zeichen großer Dankbarkeit" gegenüber dem früheren Minister, sagte der Präsident. De Maizière sei ein "Bürger im klassischen Sinn", der sich um sein Gemeinwesen kümmere.
Steinmeier ging auch auf die Umstände von de Maizières Abschied aus dem Kabinett ein. "Der Abschied aus der Bundesregierung ist Ihnen nicht leicht gefallen, daraus haben Sie kein Hehl gemacht", sagte er. Der Bundespräsident erinnerte an de Maizières Ausspruch, dass es in der Politik keine Dankbarkeit gebe - und er widersprach: De Maizières Diktum sei "sehr streng, sehr preußisch - und ich glaube, es stimmt nicht".
(L. Andersson--BTZ)