Zunehmende Gefechte zwischen Israel und Libanon: USA und UNO warnen vor Eskalation
Angesichts zunehmender Gefechte zwischen Israel und dem Libanon haben die USA und die Vereinten Nationen vor einer Eskalation zwischen beiden Ländern gewarnt. Ein UN-Sprecher sagte am Mittwoch, die jüngste Eskalation sei "gefährlich und sollte beendet werden". Washington rief zu einem "diplomatischen Weg" auf. Die israelische Armee hatte nach einer tödlichen Attacke aus dem Libanon Luftangriffe auf das Nachbarland geflogen, wodurch nach libanesischen Angaben mehrere Menschen getötet wurden.
Friedenstruppen der UN-Mission im Libanon hätten eine "besorgniserregende Verschiebung des Schusswechsels zwischen den israelischen Streitkräften und bewaffneten Gruppen im Libanon" festgestellt, sagte Stéphane Dujarric, der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres. Angriffe hätten sich auch auf Gebiete gerichtet, die "weit von der Blauen Linie entfernt sind". Dabei handelt es sich um eine Rückzugslinie, die von den Vereinten Nationen im Jahr 2000 nach dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon festgelegt worden war.
US-Außenamtssprecher Matthew Miller sagte, Washington werde weiterhin auf einen "diplomatischen Weg" drängen, um die grenzüberschreitenden Spannungen zu lösen. "Eines unserer Hauptziele seit Beginn dieses Konflikts ist es, dafür zu sorgen, dass er nicht ausgeweitet wird." Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné sprach von einer "ernsten", aber "nicht unumkehrbaren" Situation im Libanon.
Sowohl von israelischer als auch von libanesischer Seite wurden am Mittwoch Opfer bei Angriffen gemeldet. Das israelische Militär erklärte, eine Soldatin sei getötet worden, als ein Militärstützpunkt im Norden des Landes von einer Rakete aus dem Libanon getroffen worden sei. Zunächst reklamierte den Angriff niemand für sich.
Die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom teilte mit, mehrere Menschen seien durch Beschuss aus dem Libanon verletzt worden. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete Sanitäter und Soldaten, die einen Verletzten mit einem Militärhubschrauber aus einem Krankenhaus in Israel brachten.
Israel startete daraufhin nach Angaben der Armee "eine Reihe von Angriffen auf den Libanon" mit Kampfflugzeugen, die "Terrorziele der Hisbollah"-Miliz in mehreren Gebieten ins Visier genommen hätten.
Israels Armeechef Herzi Halevi erklärte nach einem Treffen mit Kommandeuren nahe der Grenze zum Libanon, Israels "nächste Kampagne wird eine sehr starke Offensive sein und wir werden alle unsere Werkzeuge und Fähigkeiten einsetzen". Israel intensiviere die Angriffe ständig und die libanesische, pro-iranische Hisbollah-Miliz zahle "einen immer höheren Preis".
Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete, israelische Kampfflugzeuge hätten ein Haus zweimal angegriffen, wodurch es zerstört und drei Menschen einer Familie getötet worden seien. Zwei von ihnen seien Kinder. Bei einem anderen Angriff sei ein Mensch getötet worden, bei dem es sich nach Angaben der Hisbollah um einen ihrer Kämpfer handelte. Zehn weitere Menschen seien verletzt worden.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober haben sich auch die Auseinandersetzungen an der israelisch-libanesischen Grenze massiv verstärkt. Die pro-iranische und mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen verbündete Hisbollah-Miliz feuert seit vier Monaten nahezu täglich Raketen auf Israels Norden. Israel hat wiederholt Angriffe auf den Süden des Libanon ausgeführt und Hisbollah-Kämpfer ins Visier genommen.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte am Dienstag erklärt, die Angriffe aus dem südlichen Libanon würden aufhören, wenn "die Angriffe auf Gaza aufhören und es einen Waffenstillstand" im Krieg zwischen Israel und der Hamas gebe.
Die jüngsten Gefechte schüren erneut die Furcht vor einer Eskalation in der Region. Israels Armeechef Halevi hatte im Januar gesagt: "Ich weiß nicht, wann es Krieg im Norden geben wird. Ich kann nur sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten Monaten passiert, viel höher ist als in der Vergangenheit."
Y. Rousseau--BTZ