![Millionenschaden: "Gorch Fock"-Werft steht unmittelbar vor der Insolvenz](https://www.berlinertageszeitung.de/media/shared.btz/images/img-auto/-Gorch-Fock--Werft-steht-offenbar-u-2019-02-20.jpg)
Millionenschaden: "Gorch Fock"-Werft steht unmittelbar vor der Insolvenz
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Das Chaos um die Sanierung des deutschen Marine-Segelschulschiffs "Gorch Fock" weitet sich aus: Die für die Überholung zuständige niedersächsische Werft wollte Medienberichten zufolge am Mittwoch Insolvenz anmelden. Demnach hat das Unternehmen einerseits Außenstände von mehr als 20 Millionen Euro. Andererseits soll das Ex-Management hohe Summen durch Transaktionen etwa in der Form von Darlehen für Unterfirmen aus dem Betrieb abgezweigt haben.
Eine Bestätigung seitens der Elsflether Werft in dem gleichnamigen Ort bei Bremen gab es am Mittwoch zunächst nicht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt seit Oktober wegen des Verdachts der Untreue gegen den ehemaligen Vorstandschef der Werft, der zugleich Vorstandsvorsitzender der Eigentümerstiftung war. Die Hinweise kamen von der Stiftungsaufsicht der Hamburger Justizbehörde, die die Leitung der Stiftung vor wenigen Wochen zwangsweise absetzte.
Stiftung und Werft erhielten danach ein neues Management, das sich seither um Aufklärung bemühte. Die neue Geschäftsführung traf sich am Dienstag mit Vertretern des Verteidigungsministeriums in Berlin, um die Lage zu erörtern. Unterauftragnehmer und Lieferanten hätten seit Monaten kein Geld bekommen, berichteten die ARD und die "Süddeutsche Zeitung". Zugleich habe die Werft Millionen-Kredite an Firmen ausgereicht, die teils im Besitz des alten Managements waren.
Langer Zeitverzug und eine Kostenexplosion bei der Sanierung der "Gorch Fock" haben Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bereits in Bedrängnis gebracht. Der 1958 gebaute Dreimaster wird seit 2016 in der Elsflether Traditionswerft überholt. Die Kosten werden inzwischen mit 135 Millionen Euro angegeben, im Dezember ordnete die Marine einen Zahlungsstopp an.
Dabei geht es auch um Korruptionsvorwürfe. Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Osnabrück ermittelt unter anderem gegen einen Angehörigen der Streitkräfte. Er soll laut Berichten Gelder der Werft und einer an der Sanierung beteiligten Firma angenommen haben. Von der Leyen sollte am Mittwochnachmittag im Haushaltsausschuss des Bundestags über den aktuellen Stand der Sanierung des Segelschulschiffs informieren. Grünen und Linke forderten schon die Ausmusterung der "Gorch Fock".
Bereits seit zwei Jahrzehnten gebe es "Ärger" bei den Sanierungen, erklärte der Linken-Verteidigungsexperte Matthias Höhn. Für die aktuelle Instandsetzung hätten sich vier Werften beworben, trotzdem sei erneut jene in Elsfleth beauftragt worden. Das Ministerium müsse "die teure Fehlentscheidung erklären".
Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" vom Mittwoch wollte das neue Management der Werft bei Gericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragen. Dabei bliebe es im Amt, würde aber von einem gerichtlich bestellten Sanierungsexperten unterstützt.
Das Verteidigungsministerium sprach sich für eine solche Lösung aus. Eine "Planinsolvenz" sei zu begrüßen, sagte ein Ministeriumssprecher. Sie biete Chancen, die bestehenden Verträge zu optimieren. Es bestehe aber auch das Risiko weiterer Verzögerungen.
Die FDP forderte die Bundesregierung auf, Steuergelder zu schützen. Es bestehe die Gefahr, dass die Sanierung der "Gorch Fock" bei einer Insolvenz komplett gestoppt werde und die Kosten noch einmal massiv stiegen, erklärte deren Haushaltsexperte Karsten Klein. Die Regierung müsse sicherstellen, dass der Steuerzahler "für Teile der Gorch Fock nicht zweimal bezahlt".
(T. Jones--BTZ)