Moscheeverband Ditib bekräftigt Willen zu Neuanfang und weist Kritik zurück
Der Moscheeverband Ditib hat seinen Willen zu einem Neuanfang bekräftigt und zugleich die Kritik der vergangenen Wochen an einer zu engen Anbindung an die Türkei zurückgewiesen. Ditib als größte islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland könne als soziales Gebilde "nicht von heute auf morgen abrupt Strukturen verändern", sagte der Vorstandsvorsitzender Kazim Türkmen bei am Mittwoch in Köln vor Journalisten.
Die Ditib sei eine in Deutschland etablierte Rechtsform, deren Satzung von deutschen Gerichten angenommen wurde. "Ditib gehört zu Deutschland", sagte Türkmen. Unter Neuanfang verstehe der Verband, sich ab jetzt auf die "Kernbereiche zu konzentrieren und Debatten hinter uns lassen".
Damit bezog er sich unter anderem auf Kritik am stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Ahmet Dilek, der während der Spitzelaffäre in deutschen Moscheen durch Imame als Religionsattaché in Köln tätig war. 2017 ermittelte die Bundesanwaltschaft gegen 19 Imame der Ditib, weil sie im Auftrag der türkischen Regierung in Deutschland mutmaßliche Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan ausspioniert haben sollen.
Die Bundesanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen später ein. "Ditib hat in der Spitzelaffäre alle nötigen Aussagen getätigt, das Thema ist für uns abgeschlossen", sagte Türkmen am Mittwoch. Der Verband wolle in die Zukunft blicken. Hauptziel sei es, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Dabei spiele der Islamunterricht eine große Rolle.
Türkmen wies einen Medienbericht von Ende Dezember zurück, nach dem Moscheen in Deutschland zum Teil von ausländischen Terrororganisationen finanziert werden sollen. "Wir haben die Bild aufgefordert, dies zu unterlassen, und werden nun gerichtlich dagegen vorgehen", kündigte Türkmen an. Auch die Kritik an der Teilnahme zweier Mitglieder der Muslimbruderschaft an einer Ditib-Konferenz Anfang Januar in Köln wies Türkmen zurück. Ditib sei lediglich Gastgeber der Konferenz gewesen und habe die Räume zur Verfügung gestellt. Organisiert habe die Konferenz die Diyanet, das türkische Präsidium für Religionsangelegenheiten.
Die Diyanet ist jedoch für die Moscheen verantwortlich, die zum Ditib-Verband gehören. Sie entsendet auch die Imame, die in deutschen Moscheen predigen. Entscheidend sei bei der Konferenz gewesen, dass die eingeladenen Menschen und Organisationen eine gesellschaftliche Relevanz hätten, sagte Türkmen. "Die Inhalte waren rein religiöser Natur und in keinster Weise politisch." Die politischen Positionen der Eingeladenen seien irrelevant gewesen.
Im April ist laut Ditib in Köln ein Straßenfest geplant, bei dem die Einwohner der Stadt miteinbezogen und eingeladen werden sollen. Weitere Details zu der Veranstaltung wurden nicht bekannt.
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)