
Hilfsorganisationen setzen Arbeit in Tigray unverzüglich aus

Nach einem tödlichen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Tigray haben die internationalen Hilfsorganisationen ihre Arbeit in der äthiopischen Konfliktregion ausgesetzt. Wegen der Bedrohung durch bewaffnete Drohnen hätten die humanitären Partnerorganisationen der Vereinten Nationen ihre Aktivitäten in Tigray suspendiert, teilte am Sonntag das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) mit.
Bei dem Drohnenangriff am späten Freitagabend auf das Lager in der Kleinstadt Dedebit gab es nach vorläufigen Informationen von Ocha "dutzende" Verletzte und Tote, darunter Zivilisten. Die Rebellengruppe TPLF machte die Regierung für den Angriff auf das Camp verantwortlich. Nach ihren Angaben wurden dabei 56 Menschen getötet.
Die Zunahme der Luftangriffe in Tigray sei "alarmierend", erklärte das UN-Büro. Es appellierte an die Konfliktparteien, "ihre aus dem Völkerrecht resultierenden Verpflichtungen einzuhalten".
Der bewaffnete Konflikt zwischen der Regierung in Addis Abeba und der TPLF hatte im November 2020 mit einer Offensive der Regierungstruppen in Tigray begonnen. Seither wurden tausende Menschen getötet und mehr als zwei Millionen in die Flucht getrieben. Die Vereinten Nationen werfen allen Konfliktparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor.
Ende Dezember zogen sich die Rebellen, die zwischenzeitlich in Richtung der Hauptstadt Addis Abeba vorgedrungen waren, nach einer weiteren Militäroffensive der Regierung wieder in ihre Hochburg Tigray zurück. Seitdem scheinen die Kämpfe zu ruhen, doch wirft die TPLF der Regierung immer wieder tödliche Drohnenangriffe vor.
Zum orthodoxen Weihnachtsfest am Freitag hatte Ministerpräsident Ahmed Abiy zur "nationalen Versöhnung" aufgerufen und überraschend eine Amnestie für mehrere inhaftierte Oppositionsführer sowie einige ranghohe TPLF-Vertreter verkündet. Ob diese tatsächlich freigelassen wurden, war allerdings am Sonntag weiter unklar.
(F. Dumont--BTZ)