
Lehrerverband kritisierte Zurückhaltung der Stiko bei Impf-Empfehlung für Kinder

Der Deutsche Lehrerverband hat die Ständige Impfkommission (Stiko) wegen seiner nur zurückhaltenden Empfehlung für Corona-Impfungen von Kindern zwischen fünf und elf Jahren kritisiert. "Ich mache kein Geheimnis daraus, dass wir über die eingeschränkte Impfempfehlung der Stiko nicht sonderlich glücklich sind", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er verwies auf einen besseren Schutz aller Beteiligten durch eine höhere Impfquote auch in dieser Altersgruppe.
Zwar wolle er die Expertise der Stiko nicht anzweifeln, "allerdings stellt sich schon die Frage, ob die Entscheidungsstrukturen dieses Gremiums angesichts einer pandemischen Notlage nicht zu schwerfällig sind", sagte Meidinger den RND-Zeitungen. Er erinnerte daran, dass es auch bei den Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren Monate gedauert habe, bis für sie eine allgemeine Impfempfehlung der Stiko vorlag. Der Verbandspräsident kritisierte, dass dieses Vorgehen "Eltern wenig Orientierung gibt" und sie "eher ratlos zurücklässt".
Die Vorteile einer allgemeinen Impfempfehlung auch für Kinder lägen auf der Hand, argumentierte Meidinger weiter. Durch eine hohe Impfquote seien nicht nur die Schülerinnen und Schüler selbst besser geschützt, sondern auch deren Familienangehörige. Zudem gebe es dadurch "deutlich mehr Chancen, den Schulbetrieb so lange als möglich am Laufen zu halten".
Der Lehrerverband wolle zwar längere Phasen des Wechsel- und Distanzunterrichts soweit es geht vermeiden, sagte Meidinger. Sollte sich die Infektionslage jedoch weiter verschärfen, etwa durch die neue Omikron-Variante des Coronavirus, wäre es aus seiner Sicht "töricht" von der Politik, entsprechende Maßnahmen für die Zukunft generell auszuschließen.
Um die bereits vorhandene Impfbereitschaft unter Eltern zur Impfung ihrer Kinder effektiver zu nutzen, sprach sich Meidinger für Impfangebote direkt an den Schulen aus, zumindest dann, "wenn der Wunsch vor Ort dazu besteht". Dies sei für die Eltern bequemer und einfacher, als wenn sie jeweils individuell Arzttermine vereinbaren müssten. Druck dürfe dabei jedoch nicht aufgebaut werden, weder von den Schulen noch von der Politik, betonte der Verbandspräsident.
Die Stiko hat Impfungen zwischen fünf und elf Jahren bislang nur für Kinder mit Vorerkrankungen oder bei Vorliegen anderer Risikofaktoren empfohlen. Allerdings können gleichwohl alle Eltern nach individueller Beratung ihre Kinder impfen lassen, wenn sie dies möchten. In vielen Bundesländern wird von Seiten der Gesundheitsbehörden auch ausdrücklich dafür geworben. Auch Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat sich für Impfungen von Kindern dieser Altersgruppe ausgesprochen.
(F. Burkhard--BTZ)