Sicherheitskräfte setzen bei Protest gegen Putsch im Sudan Tränengas ein
Zum Auftakt einer zweitägigen Protestaktion gegen die Putschisten im Sudan sind Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Khartum gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen. Polizisten hätten Tränengas eingesetzt, "obwohl wir nur auf der Straße standen und Banner hochhielten", sagte einer der Demonstranten vor dem Bildungsministerium am Sonntag. Nach Angaben des Gewerkschafts-Dachverbands SPA wurde eine Lehrerin verletzt, 87 Demonstranten wurden festgenommen.
Die Lehrer demonstrierten gegen den Putsch der Armeeführung, in dessen Zuge auch der Bildungsminister abgesetzt worden war, und für eine zivile Regierung. "Das sudanesische Volk hat den Militärputsch abgelehnt", teilte SPA im Kurzbotschaftendienst Twitter mit und versprach "keine Verhandlungen, keine Partnerschaft, keine Legitimität".
Das Militär hatte vor knapp zwei Wochen die Macht im Sudan übernommen. Soldaten nahmen die zivilen Mitglieder der Übergangsregierung fest. Der Anführer der Putschisten, General Abdel Fattah al-Burhan, rief den Ausnahmezustand aus und kündigte die Bildung einer neuen Regierung mit "kompetenten Personen" an. Der Putsch wurde international verurteilt.
Proteste gegen die Machtübernahme des Militärs wurden seither mit Gewalt niedergeschlagen. Nach Angaben einer Ärzteorganisation wurden bisher mindestens 14 Menschen getötet und rund 300 Demonstranten verletzt.
In Khartum begannen Demonstranten in der Nacht zum Sonntag damit, Barrikaden auf den Straßen zu errichten. Der Verband SPA hatte zu der zweitägigen Kampagne des "zivilen Ungehorsams" aufgerufen. Der Gewerkschafts-Dachverband war eine treibende Kraft der Protestbewegung, die 2019 zum Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir geführt hatte.
Nach al-Baschirs Entmachtung hatte ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte im Sudan übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilten. Die Übergangsphase sollte eigentlich 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme und tiefe politische Spaltungen verschärften die Lage jedoch.
(O. Larsen--BTZ)